Donnerstag, 25. Dezember 2008

Wenn der Amtsschimmel wiehert oder: Neulich auf dem Arbeitsamt

Na gut, "neulich" - das ist inzwischen sieben Jahre her und die Arbeitsämter sind längst in "Arbeitsagenturen" umgewidmet worden, was aber bekanntlich keine qualitativen Verbesserungen mit sich gebracht hat. Weil ich jedoch einerseits wenig Lust habe, mir auch an den Feiertagen den Kopf über die drängenden Fragen der Gegenwart zu zerbrechen, andererseits aber etwaigen, die geschätzte Leserschaft dieses blogs womöglich befallende Entzugserscheinungen nicht Vorschub leisten möchte, hier nun eine etwas ältere Glosse aus meiner virtuellen Schublade.

A loser's diary


18.12.2001

Reine Formsache ...
Heute habe ich einen ersten Versuch unternommen, mich mal wieder als Arbeits-loser registrieren zu lassen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen ganz früh (8:30 Uhr) zum Arbeitsamt zu fahren. Natürlich bin ich NICHT rechtzeitig losgekommen, so dass ich erst so gegen 10:15 Uhr dort eintraf. Zum Glück(?) war das aber sowieso egal, denn vor dem Amt stand ein Möbelwagen, es wurden Büromöbel verladen und das gemeine Volk fand keinen Einlass. Immerhin erfuhr ich, dass es einen Notdienst auf dem Hinterhof gebe. Also nix wie hin und in die Schlange der anderen loser eingereiht. Als ich (relativ schnell) dran bin, erhalte ich einen Zettel, auf dem man mir die Vergeblichkeit meiner Bemühungen quasi quittiert und auf dem ferner steht, dass ich aufgefordert sei, bis spätestens Freitag erneut vorzusprechen. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass ich dann bitte meine vollständigen, gültigen Personalpapiere vorlegen möge. Sowas liebe ich, da habe ich extra fünfzehn Mark für einen behelfsmäßigen Personalausweis ausgegeben, damit ich mich, solange ich auf die Fertigstellung meines neuen Ausweises warten muss, ausweisen kann bei den Behörden und dann gilt das Teil ungefähr genauso viel wie eine Schülermonatskarte aus Tokio in der Berliner U-Bahn.

Ergo bin ich anschließend zur Polizei gefahren, um mir dort mein neues "Personaldokument" aushändigen zu lassen. Jetzt besitze ich die neue überarbeitete Version - so halb und halb fälschungssicher - immerhin, wenn's denn irgendeinem nützt ...
Leider stellte sich im Laufe all dieser vormittäglichen Aktivitäten heraus, dass mein Fahrrad mehr oder weniger unfahrbar ist. Das Kettenblatt ist dermaßen runter, dass man am besten nur noch strampelt, wenn man sowieso schon rollt, andernfalls man Gefahr läuft, dass die Kette abspringt - so geschehen etwa drei- oder viermal - oder dass sie (die Kette) einfach durchrutscht.

Glücklicherweise ist mein Freund Gaston bereit, mir sein Rad für die nächste Zeit zu leihen, - ein Lichtblick, denn in diesem Jahr kriege ich das Geld für den überfälligen Austausch des Antriebs auf gar keinen Fall mehr zusammen. Und wenn ich mit der BVG fahren müsste, würde mich das etwa genau so viel kosten wie ein neues Kettenblatt nebst Kette schätze ich mal - eher mehr.

Um neunzehn Uhr hatte ich mich "kurz" aufs Ohr gelegt und prompt bis nach Ein Uhr durchgeschlafen, nun sitz ich hier, bin putzmunter - naja fast. Wohin mit der überschüssigen Energie? Verpuffen lassen - morgen wird sie mir dann höchstwahrscheinlich wieder fehlen, dabei sollte ich dringend versuchen, mir bei Gaston das Rad abzuholen. Ich glaube, ich schmeiß jetzt mal die Glotze an, wenn sonst nix kommt, kann man immer noch Space Night auf BR einschalten und dabei was lesen ....

20.12.2001
Heute früh machte ich meinen zweiten Versuch, mich arbeitslos zu melden. Was folgte war - wie anders könnte es sein auf einer deutschen Behörde -

eine Groteske allererster Güte.

Gestern abend gegen halb acht hatte ich mich kurz aufs Ohr gelegt. Gegen ein Uhr wachte ich auf, warf die Glotze an, schaltete sie wieder ab, setzte mich an den Computer und hackte ein bisschen auf der Tastatur rum, verlor jedoch schnell die Lust, warf die Glotze an, glotzte blöd, versuchte etwas zu lesen, ohne mich konzentrieren zu können, versuchte zu schlafen, ohne müde zu sein, was selbstredend nicht klappte; also Glotze wieder eingeschaltet und geglotzt bis gegen sechs Uhr früh, dann ausgehfein gemacht, Unterlagen zusammengesucht, auf das geliehene Fahrrad, geschwungen und zum Arbeitsamt geradelt.

Die Ankunft
Als ich dort eintraf, war es fünf Minuten vor acht und vor den noch verschlossenen Pforten dieser unentbehrlichen Einrichtung hatte sich bereits eine stattliche Loser-Traube gebildet. Immerhin blieb noch Zeit genug für eine Zigarette.

Acht Uhr. Pünktlich auf die Minute öffnen sich die Türen dieser hehren Hallen und - der Weg zur Baustelle ist frei. Überall wimmelt es von fleißigen Handwerkern und verschlafen dreinschauenden Beamten. Obwohl mein Blick schon beim Eintreten auf eine Tafel, auf welcher geschrieben steht: "A,B,C,D Erdgeschoss, Zimmer 51", gefallen ist, begebe ich mich zunächst zur Information beziehungsweise an das Ende der Warteschlange, die sich bereits vor dem Counter gebildet hat, um sicher zu gehen, dass nach dem Passieren der zwischen Eingangshalle und dem auf der Info-Tafel bezeichneten Zimmer sich befindenden Baustelle, in diesem auch tatsächlich jemand für mich Zuständiger zu finden sei. Nachdem der Arbeits-loser-Informant grünes Licht gegeben hat, überquere ich also die Baustelle und reihe mich erneut in eine - allerdings wesentlich kürzere - Schlange vor dem fraglichen Zimmer ein. Die Tür des Raumes steht weit offen, so dass man ungehinderte Sicht auf die fleißigen Mitarbeiter des Hauses hat.

Wir sehen: Ein ca 20 - 24qm großes Büro, in dessen Mitte sich ein großer, weißer und mit zwei Computern, deren je einer sich auf der rechten und der linken Seite befindet, bestückter Schreibtisch plaziert ist. Am rechten Arbytesplatz hat eine eher mager, denn schlank zu nennende Blondine von undefinierbaren rund dreißig Jahren ihre Tätigkeit bereits aufgenommen und macht den ersten loser fertig .. pardon.. fertigt ihn ab. Vor dem Rechner links sitzt ein korpulenter Mensch männlichen Geschlechts, glotzt auf den Bildschirm, dessen Inhalt sich von uns außen-vor-Bleibenden nicht erahnen lässt, glotzt, drückt eine Taste, - glotzt - glotzt - glotzt immer noch, drückt eine Taste, macht ein unzufriedenes Gesicht - glotzt - glotzt - drückt, glotzt - guckt mürrisch, bewegt aber außer seinem Mundwinkel nicht den kleinsten Muskel - naja, vielleicht hat er sonst ja keine Muskulatur - wer weiß.

Plötzlich naht, gleichsam aus dem Nichts, eine andere Mitarbeiterin dieser Anstalt, vermutlich in ein rotes Kostüm gehüllt, mittelblondgraumittevierzig und betritt das Bureau. Der dicke Mann murmelt ihr was zu, sie murmelt zurück, der Dicke rümpft die Nase, zieht die Brauen hoch - aha, er hat also doch noch ein paar Muskeln mehr, als man zunächst vermutet hätte. Sie murmelt weiter, woraufhin sich der Dicke -oh Wunder!-, widerwillig zwar, und sowas wie: "..grmbl ...aber da tut sich doch eh nix.." zurückmurmelnd, aber dennoch erhebt und aus der Höhe seiner aufrecht dastehenden Gestalt einen fragenden Blick auf das unter dem Tisch befindliche Computergehäuse wirft. Die Dame in Rot murmelt, der Dicke knurrt .... - etwas das vielleicht: "Soll ich etwa selbst unter'n Tisch krauchen?" bedeuten könnte. Die Rote nickt, der Dicke kraucht, sie bückt sich auch und mit vereinten Kräften gelingt den beiden offensichtlich sowas, wie eine erfolgreiche Reparatur, denn kaum hat der Klops seine alte Position wieder eingenommen und nach einer kurzen aber äußerst konzentriert wirkenden Glotzübung einen vorsichtigen Druck auf "any key" gewagt, da hellt sich seine Miene sichtlich auf. Die Rote murmelt sowas wie: ".. hab ich doch gesagt; der Stecker steckt nicht richtig..." und schwebt von hinnen, während der Dicke seine Glotz-und-drück-Übungen, die nunmehr offenbar von wasimmerauchfürwelchen Erfolgen gekrönt sind, schön langsam und vorsichtig fortsetzt.

Die Anmeldung
Fasziniert, wie ich bin, versäume ich fast, mich in das Zimmer zu begeben, denn schon bin ich an der Reihe. Die mehr magere, als schlanke Blondine ohne Gesicht nimmt meine Personalien auf, druckt irgendwas aus, das den oberen Rand eines DIN A 4 Bogens schwärzt, den sie dann akribisch auf Scheckkartengröße zusammenfaltet, am Rand mit einer Heftklammer versieht und mir mit (wahrscheinlich) feierlicher Mine überreicht. Ein Blick auf dieses Wunderwerk amtlicher Faltkunst belehrt mich, dass es sich dabei um meine Kundenkarte, die ich bei weiteren Besuchen des Amtes stets bei mir zu führen haben werde, handelt. Welch ein Fortschritt; bei meinem letzten Besuch vor gut drei Jahren wurde diese Rolle noch von einem schlichten Zettel mit Stempel gespielt, den ich, ihn für ein bloßes Schmierblatt haltend, schleunigst im nächsten Mülleimer versenkte, was einigen nicht unbeträchtlichen Ärger bei meiner nächsten Vorsprache zur Folge hatte. Inzwischen hat die Undefinierbare weiteres Papier bearbeitet, drückt mir dieses in die Hand und weist mich an, Raum 5x aufzusuchen und dort zu warten, bis ich aufgerufen werde.

Ich latsche also rüber zu diesem Raum, vor dessen Tür ein Bengel steht, der heute wohl der erste Kunde der Unbeschreiblichen gewesen ist und hier nun ebenfalls auf Einlass wartet. Wir kommen ins Gespräch und ich erfahre, dass er die Zeit bis zum Ersatzdienst, der im April beginnt, irgendwie überbrücken muss und dass er im Sommer Abitur gemacht hat. Er sorgt sich jetzt um etwaige Wartesemester. Ich, der ich mich in dieser Hinsicht schon schlau gemacht habe, kann ihn aber beruhigen, indem ich ihm erkläre, dass seine Wartesemester ab Datum des Abi automatisch laufen. Wenig später gesellt sich eine sympatisch dezent angefreakt wirkende Dame von rund fünfzig Lenzen zu uns, beteiligt sich zunächst nicht an unserer Unterhaltung, lauscht aber interessiert. Die Undefinierte aus Raum 51 taucht auf, betritt das Büro, und verlässt es wenig später freudig erregt mit einer großen Packung von Ferrero Schoko-Spezialitäten in der Hand. Die angefreakte Dame macht eine Bemerkung, die Interesse erahnen lässt, worauf die nichtweiterbeschreibbare Blondine, mehr mager als schlank, uns allen von ihren Leckereien anbietet: "Um ihnen die Wartezeit zu versüßen!" und sich dann beschwingten Ganges in Richtung auf ihr eigenes Büro entfernt. Hoffentlich hat sie, was die weitere Aufteilung des Naschwerks angeht, gegen den dort wahrscheinlich schon auf der Lauer liegenden Kugelblitz noch eine Chance..

Der Jüngling findet endlich Einlass ins Sprechzimmer und ich Kontakt zu der Altfreakin. Als sie erfährt was ich zuletzt gemacht habe, zeigt sie sich interessiert und bittet mich um die Adresse des Kollegs, weil ihr Sohn (23) auch was sucht. Leider steht die Adresse aber nicht auf dem Zeugnis und überdies werde ich zur nächsten Audienz gerufen. Drinnen eine ältere Mitarbyterin der Bundesanstalt für Arbeit, die sichtlich verwirrt das auf ihrem Schreibtisch befindliche LCD-Display anstiert. Man sind die aber modern hier! Sie stellt mir dann irgendwelche Fragen, die ich heute schon mal gehört zu haben glaube, tippt Zeichen für Zeichen etwas in ihren Rechner, runzelt die Stirn, seufzt, erzählt mir noch etwas, das ich vergesse ehe ich es gehört habe, klickt mit der Maus mal hier mal dort herum, woraufhin wenig später der neben dem Tisch plazierte Laserdrucker anfängt Formulare von sich zu geben. Dann erhebt sie sich, um dem Drucker das Papier zu entnehmen und mir zu überreichen. Es handelt sich um den Antrag auf Arbeitslosenunterstützung, sowie ein weiteres, diesmal ungefaltetes, Exemplar der schon erwähnten "Kundenkarte". Mir fällt nun ein, dass sie mich eingangs nach einer solchen gefragt hatte und ich, annehmend, sie meine diejenige, die ich vor drei Jahren, ihren Wert nicht erkennend, zum Recycling gegeben hatte, zur Antwort gab, keine zu besitzen. Ob ich jetzt den Antrag abgeben könne, frage ich. Nein erst müsse ich nun zu meinem Arbeitsvermittler in Raum 5y, der mich befragen und über Rechtsfolgen aufklären werde und dann könne ich den Antrag ... aber das werde mir mein Arbeitsvermittler schon mitteilen, da könne ich ganz beruhigt sein. Während all dieses geschieht, habe ich in meinen Papieren geblättert, dabei Adresse und Telefonnummer des Kollegs gefunden und diese auf einem Fetzen Papier notiert, um sie nun beim Verlassen des Raumes der auf dem Flur wartenden sympatischen Fünfzigerin zu überreichen, was diese sichtlich erfreut ..


Nun aber schnell zur Arbeitsvermittlung!

Meine Arbeitsvermittlerin entpuppt sich als aufgekratzte, gut gelaunte, etwas füllige Blondine von vielleicht 28 Jahren. Sie stellt einige Fragen. Was ich zuletzt gemacht habe, ob ich dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung stehe; Rechtsfolgenbelehrungen bleiben ebenso wie irgendwelche moralisierenden Sprüche aus. Sie füllt nebenbei den Antrag bereits weitestgehend aus und schon bin ich mit dem Hinweis, den Selbigen noch zu vervollständigen und in Zimmer 46 abzugeben, entlassen.

Zimmer 46 ist schnell gefunden; allerdings ist es, wie mich einer der zahlreichen, hier wartenden loser vorwiegend kleinasiatischer Herkunft, belehrt, verschlossen. Ferner teilt er mir mit, dass man auch hier namentlich aufgerufen werde. Also schließe ich mich den anderen Wartenden an. Kurz nach mir taucht ein vielleicht sechsundzwanzigjähriger Jungfreak auf, der mich an einen ehemaligen Mitkollegiaten erinnert, was ihm meine Sympathie verschafft. Es dauert Äonen ehe sich eine Tür öffnet und ein loser eines der Büros verlässt. Dann vergeht noch mal eine halbe Ewigkeit, ehe der Nächste aufgerufen wird. Das kann ja heiter werden. Eine andere Tür öffnet sich, ein Mittvierziger tritt, einen riesengroßen Wandkalender in der Hand und eine wichtige Mine im Gesicht, auf den Korridor, schließt das Büro ab und verschwindet in den Tiefen des Gebäudes. Wenig später wird er wieder auftauchen, das Büro aufschließen es betreten, es kurz danach erneut, dieses Mal allerdings ohne irgendwelche Transportgüter, nochmals verlassen, abschließen, sich entfernen, erneut auftauchen, Büro aufsperren betreten, verlassen, sich entfernen ..usw., usf..

Zwischenzeitlich überkommt mich das Verlangen nach einer Zigarette - nirgends gibt es "Rauchen verboten" Schilder, aber auch nirgends Aschenbecher. Mir fällt ein, dass man früher im Treppenhaus, dass sich am Ende des Ganges befinden müsste, rauchen durfte; also bewege ich mich, mir dabei eine Zigarette drehend, langsam in diese Richtung. Am Ende des Ganges angekommen stelle ich fest, dass es auch hier keine Aschenbecher gibt. Da aber in einer dem Zugang zum Treppenhaus gegenüberliegenden Ecke drei Bauarbeiter gerade ihre Frühstückspause machen und dabei hemmungslos qualmen, beschließe ich, mir an ihnen eine Beispiel zunehmen und stecke mir meine Fluppe ins Gesicht. Während ich den Rauch inhaliere, fliegen mir Gesprächsfetzen mit teils deutlich polnischer oder russischer Färbung ans Ohr, es geht um "Suppies", die selbst schon so wenig kriegen, dass für den Arbeiter praktisch nix mehr übrig bleibt. Als ich fertig geraucht habe werfe ich die Kippe ins Treppenhaus, trete sie aus und latsche zurück, um mich wieder auf die Lauer zu legen.

Die hier wartenden loser sind weit weniger gesprächig als jene, die ich vor den anderen Offices traf; trotzdem komme ich nach einiger Zeit mit dem Jungfreak ins Gespräch. Er hat das selbe Anliegen wie ich; er braucht nur eine Ablehnung des Antrags, um vom Sozialamt Geld zu bekommen. Wir warten gemeinsam, rauchen gemeinsam; ich habe Kaffee im Rucksack, den wir, als er bemerkt, dass die hier ja wenigstens einen Kaffeeautomaten hätten aufstellen können, gemeinsam schlürfen. Dabei kommt uns die Idee, dass es eigentlich recht lukrativ sein müsste, wenn man mit ein paar Getränkepaletten von Aldi durch die Berliner Behörden zöge und dort Erfrischungen feilböte.

Zwischendurch hoppelt noch irgendein jugendlicher Mitarbeiter der hiesigen Behörde voller Elan den Gang runter, was dem Jungfreak sowas wie ein verächtliches "Jung-Dynamiker" entlockt. Irgendwann kommt der Knabe zurückgehoppelt, verschwindet hinter einer Tür, die er nach geraumer Zeit wieder öffnet um einen Namen in den Gang zu rufen, leider nicht meinen.. "Hast recht gehabt," sag ich zu meinem neuen Bekannten, "Jung-Dynamiker- der musste sich erstmal zwei Stunden warm laufen." Während wir herumrätseln, wie das System nach dem hier aufgerufen wird, wohl beschaffen sein möge, nehmen die Aufrufe des Jungdynamikers zu, wiewohl in gleicher Weise die aus dem anderen Büro abnehmen, bis von dort endgültig niemand mehr aufgerufen wird, was uns übereinstimmend zu der Annahme, die dort tätige Dame müsse wohl zu Tisch gegangen sein, kommen lässt.

Die Abfertigung
Nachdem wir vielleicht zweieinhalb Stunden auf der Antragstelle verplempert haben, ruft der Jüngling plötzlich einen Alt-Biker auf, der deutlich später als wir hier eingetroffen ist. "Moment!" sage ich, eile dem Knaben nach, fange ihn an der Bürotür ab und frage, ob man uns vielleicht vergessen habe. Auf sein Begehr nenne ich meinen Namen; er gibt was in seinen Computer ein und sagt, das sei doch längst erledigt, wir seien hier und da und dort gewesen und der Vorgang sei nun gelöscht - weil abgeschlossen. "Und was bitteschön ist mit der Ablehnung des Antrags?" begehre ich zu wissen. Das Knäblein ist sichtlich verwirrt, bittet uns, ihn einen Moment zu entschuldigen, verschwindet, taucht wieder auf und teilt uns mit, dass wir uns zum Zimmer 76 begeben und dort anklopfen möchten - dann werde ALLES und zwar SOFORT ...

Na dann nichts wie los. Zimmer 76 entpuppt sich als nichtexistent, wo wir hin müssen ist Zimmer 67, das Zimmer, welches das Aufrufmonopol solange innehatte, bis dieser "Jung-Dynamiker" am Schauplatz des Geschehens erschienen ist. Ich klopfe, finde Einlass, erkundige mich ob da noch was auszufüllen sei, in dem Antragsformular. - Nein, das sei nicht nötig, wird mir beschieden, der werde ja sowieso abgelehnt. Ich kriege meine Ablehnung, frage ob ich meinen neuen Interimskumpel nun auch reinschicken darf. "Den Herrn XZY? Aber ja, schicken sie den ruhig rein." Als ich die Tür öffne und auf den Gang trete, steht der Kumpel schon in den Startlöchern und hinter ihm so sechs oder acht weitere Vergessene, die sich freundlich bei mir für meine Initiative bedanken.

Der Abgang
Es ist ziemlich genau halb Eins und draußen herrscht inzwischen strahlender Sonnenschein, der selbstverständlich keinen Zugang zu einer deutschen Behörde hat, zumindest nicht zu dem für die wartende "Kundschaft" bestimmten Bereich, den Fluren also. Vor dem Eingang zum Amt treffe ich einen türkischen HipHop Freak mit Deppenkappe und Adidas-Jacke, der auch zu den Wartenden gehört hatte. Drinnen hatte er einen eher finsteren Eindruck gemacht, hier draußen grinst er mich an und teilt mir mit, dass noch zehn Leute vor ihm dran wären. Offensichtlich hat er sich ein Beispiel an mir genommen und auch nachgefragt, warum er so lange warten muss. Jetzt wirkt er schon viel gelöster. Ich beschließe noch eine zu rauchen ehe ich heimradle; der temporäre Kumpel taucht auf, schüttelt den Kopf und dreht sich auch noch eine. Der türkische Hilfsrapper offeriert Zigaretten: "Willst Du? Ist West!" .. "Ne lass ma, wenn man einmal richtigen Tabak raucht, fasst man sowas nicht mehr an." sag ich grinsend .. (west light - bäh!) .. Wir stehn rum rauchen, quasseln .. dann trennen sich unsere Wege .. "alles Gute und so .."

Das wäre also geschafft. Den Nerv, wie ursprünglich geplant, anschließend auch das Sozialamt noch aufzusuchen, habe ich nun allerdings nicht mehr.


wird fortgesetzt...

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