Im Gegensatz zu dem
einen oder
anderen - im Übrigen sehr geschätzten Kollegen - bin ich durchaus der Ansicht, dass die medial über uns ausgekübelte Trauer und Betroffenheit vieler Menschen angesichts des
Freitods von Robert Enke durchaus nicht bloß gespielt oder vorgetäuscht ist.
Nein, ganz im Gegenteil: diejenigen die da - zu großen Teilen anscheinend grundlos - ihrer Trauer öffentlich Ausdruck verleihen, sind tatsächlich bis ins Mark getroffen. Es ist freilich mehrheitlich nicht der Tod des Menschen Robert Enke, der sie so sehr erschüttert, sondern der "Fall" Robert Enke, auch wenn es aus der Binnenperspektive der Trauernden doch "nur" der Mensch Enke sein mag, um den es ihnen geht.
Der Grad der Erschütterung ist m. E. nicht einfach bedingt durch den Tod eines relativ bekannten Sportlers (würde Mario Basler sich morgen totsaufen, die Erschütterung wäre vermutlich nicht halb so groß), sondern dadurch, dass sich hier jemand das Leben genommen hat, mit dem sich jeder "leistungswillige" Durschnittsbürger vortrefflich identifizieren konnte. Enke galt als bodenständig, fair, zielstrebig, aber nicht übertrieben ehrgeizig und schon gar nicht als vorlaut, sondern bei allem Erfolg eher als zurückhaltend und bescheiden. Sein "Kompetenzprofil" würde jeden Vermittlungscoach zum Jauchzen bringen. Und das ist der Punkt: ein Mann der alles hat, was man selbst gern hätte und der so zu sein scheint und auftritt, wie man selbst gern gesehen werden möchte; ein Mann der - nachdem er manchen Rückschlag weggesteckt hat - in "gesicherten Verhältnissen" lebt, dieser Mann führt der bürgerlichen Welt abrupt vor Augen, was diese Art von "gesicherten Verhältnissen" wirklich wert ist: Nichts.
Das ist niederschmetternd, und das war m. E. den Betroffenen (bzw. betroffen sich zeigenden) echt anzumerken.
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