Freitag, 26. Dezember 2008

Wenn man keine Ahnung hat ...

Schon vor einigen Tagen war in BILD folgendes zu lesen:

Die Kirchen sollen an Heiligabend nur noch Gläubigen offen stehen, die auch Kirchensteuern zahlen. Das fordern erste Politiker angesichts der vollen Gotteshäuser zu Weihnachen.

Zu jenen "ersten Politikern" zählen etwa der baden-württembergische CDU-Vorstand Thomas Volk
"Ich bin dafür, dass Messen am 24. Dezember nur für Kirchensteuerzahler offen sind." Wer nicht in der Kirche sei, müsse auf Gottesdienstbesuche verzichten.

oder der FDP-Fraktionschef Martin Lindner aus Berlin, der "ein Sitzrecht für Kirchenmitglieder an Heiligabend" forderte:
"Kirchensteuerzahler dürfen bei so wichtigen Messen nicht die Dummen sein und draußen bleiben. Gemeindemitglieder sollten z.B. über Platzkarten vorrangiges Platzrecht bekommen."

Das Thema ist inzwischen eigentlich durch und wirklich interessiert hat es mich zunächst auch nicht. Wen der Pfarrer wann in seine Kirche lässt und wen nicht, das muss er alleine mit seinem Gewissen, seinen Gläubigen oder seinem lieben Gott ausmachen. Irgendwelche publicitygeilen Politkasper geht das - auch wenn hierzulande der Staat für die christlichen Kirchen den "Zehnten" eintreibt - einfach nichts an.

Wenn ich mit einiger Verspätung nun dennoch einmal darauf zurückkomme, so deswegen, weil in dem ganzen Bohei - auch von den zahlreichen Kommentatoren dieser Posse - ein zentraler Aspekt offenbar vollkommen außer Acht gelassen wurde.

Kirchensteuerzahler und Gemeindemitglieder sind durchaus nicht das selbe, denn zwar ist in der Tat jeder Kirchensteuerzahler auch Mitglied einer Kirchengemeinde, aber keineswegs ist jedes Gemeindemitglied auch ein Kirchensteuerzahler. "Steuerbefreite" Gemeindemitglieder sind z.B. "Geringverdiener", Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und vermutlich auch etliche Rentner. Was machen wir nun mit denen? Wolle mer se reilasse? Und wenn ja - dann gleich oder erst, nachdem alle zahlungskräftigen Gemeindemitglieder ihren wohlerworbenen Sitzplatz eingenommen haben?

Und wie soll man z.B. mit jenen eigentlich durchaus zahlungsfähigen Mitgliedern verfahren, denen man mildtätigerweise die drückende Steuerlast erlassen hat, um sie vor dem Abrutschen ins tiefste Elend zu bewahren, wie etwa Klaus Esser?

Bekanntlich hatte Esser auf Vorschlag des Mannesmann-Hauptaktionärs Li Kasching aus Hongkong, der durch Essers Verhandlungsführung mit dem Aufkäufer Vodafon etwa 8 Milliarden Euro "verdient" hatte, aus der Mannesmann-Kasse eine etwas unkoschere 16-Millionen-Euro-Prämie bekommen. Es stellte sich heraus: Esser hatte die milde Gabe zunächst ordentlich versteuern müssen. Da Klaus Esser als Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns und überhaupt als hervorgehobener Verantwortungs- und Leistungsträger einen gewissen höheren Rückhalt braucht, ist er gleichzeitig gläubiger Katholik. Deshalb hatte ihm das Finanzamt von den 16 Millionen mit Recht auch die Kirchensteuer abgezogen. Das waren immerhin etwa 500.000 Euro.

Nach Vorstellung von Lieschen Müller sind das bei solchen Einkommen nur pea nuts, auf die ein guter Katholik wie Esser sicher gern verzichtet. Immerhin kommt er ja so mit sich und Gott ins Reine. Doch da verkennt Lieschen die kapitalistische Psyche. Klaus Esser ist ja in seinem Leben so weit gekommen, weil er nicht so dachte wie Lieschen Müller und weil er bei diesem Denken auch immer von seiner Kirche unterstützt wurde. Deshalb stellte er beim Erzbistum den Antrag, dass ihm die Kirchensteuer zurückerstattet werde. Die Kirche gewähre ja entlassenen Lohnabhängigen - z.B. den Verkäuferinnen, die bei Karstadt entlassen werden - für Abfindungen auch diese Rückerstattung, damit sie unter ihrer Entlassung nicht zusätzlich zu leiden haben.

Der Erlaß-Ausschuss des Kirchensteuerrats des Kölner Erzbistums ließ Esser die paar hunderttausend Euro Kirchensteuer erstatten, weshalb u.a. einige Kindergärtnerinnen-Arbeitsplätze nicht mehr zu bezahlen waren. Doch dafür waren Kirche und Esser untereinander, mit dem gegenwärtigen Kapitalismus und natürlich vor allem mit Gott im Reinen.
Quelle: Neue Rheinische Zeitung

Den publicitygeilen politisch aktiven Profilneurotikern, die offenbar nicht halb so schnell denken können wie sie Unsinn reden, sei hiermit nahe gelegt ...


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