Sonntag, 28. Dezember 2008

Anmerkungen zur Wirtschafts- und Finanzkrise

Die sogenannte "Finanzkrise" ist keine Krise, die sich, wie es oft versucht wird, unabhängig von der sog. "Realwirtschaft" erklären ließe. Sie ist vielmehr die Eruption einer lange schwelenden Systemkrise, also einer Krise der gesamten Wirtschaft; der Eiter der aus einem (endlich) aufgeplatzen Geschwür quillt. Und deshalb ist die jetzt anstehende "Wirtschaftskrise" auch alles andere als eine "Folge" der "Finanzkrise". Beide sind lediglich integrale Bestandteile einer lange schwelenden Systemkrise oder auch Merkmale eines kollabierenden krisenhaften Systems. Im Folgenden will ich versuchen, das in möglichst knapper Fassung zumindest ansatzweise zu verdeutlichen.

Um so immense Summen zu verspekulieren, wie es im Zuge der jüngsten "Finanzkrise" der Fall war, müssen diese Summen erstens zunächst irgendwo erwirtschaftet worden sein und zwar real und somit "realwirtschaftlich". Zweitens müssen diese Summen nicht verkonsumierbar sein, d. h. sie müssen sich in den Händen von Personen (nat. oder jur.) angesammelt haben, die sie nicht einfach verfressen, versaufen, verficken (ja Herr Hartz: auch hier war all ihre Mühe vergebens), verurlauben oder sonstwie verprassen können, einfach, weil der Konsumbedarf derer, die diese Beträge ihr Eigentum nennen, längst mehrfach gedeckt ist. Was bleibt, ist also entweder das Geld "liegen" (und inflationsbedingt allmählich an Wert verlieren) zu lassen oder es zu (re-)investieren, auf dass sich vermehre und weiteres Geld hervorbringe. Man könnte z.B. einen Betrieb modernisieren und rationalisieren und so dessen Profitabilität steigern. Die Sache hat allerdings einen Haken: je weiter dieses Spiel getrieben wird, desto (ökonomisch) unsinniger wird die Rationalisierung, denn es kann zwar immer mehr, immer massenhafter, immer billiger hergestellt werden, aber mit der Rationalisierung nimmt gegenläufig die Massenkaufkraft sukzessive ab, denn die ist nur dadurch gegeben, dass Menschen ein Einkommen haben, dass ihnen den Konsum der Waren die sie (selbst!) hergestellt haben auch ermöglicht - je weniger Menschen noch an der Produktion beteiligt sind, desto weniger haben ein (direktes) Einkommen aus derselben. Das bedeutet dann: es wird für einen Markt produziert, der durch die Produktionsweise selbst sukzessive abgeschmolzen wird.

Hier gilt es anzumerken, dass die kapitalistische (oder: marktwirtschaftliche) Produktionsweise als ein geschlossenes System ohnedies innerhalb kürzester Zeit heißlaufen und kollabieren müsste. Das ist leicht zu zeigen: Nehmen wir einmal an, das System umfasste eine überschaubare Zahl von Akteuren, seien es 1000 und von diesen Tausend waeren 5%, also 50 Personen, im Besitz des größten Teiles der Produktionsmittel und der Vermögen, 100 wären arbeitslos weitere 100 arbeitsunfähig, ungefähr 500 wären in irgendwelchen Arbeitsverhältnissen, davon wiederum die Hälfte in "unproduktiven" (Verwaltung, Soziales etc.), der Rest wären Kinder und Rentner. Naja - soweit muss man eigentlich gar nicht gehen. Eigentlich reicht es, wenn man feststellt, dass die Unternehmen die in ihren Betrieben hergestellten Waren, um einen Gewinn machen zu können, über ihren Kosten verkaufen müssen. Die Lohnsummen sind ein Teil dieser Kosten, ein anderer Teil Materialkosten, die in einem geschlossenen System natürlich auch wieder in Lohnkosten enden würden, dazu kommen Steuern u. Abgaben (die aber letzlich wieder das Konsumpotential erhöhen, denn ausgeben kann auch der Staat "sein" Geld in letzter Konsequenz nur in "der Wirtschaft", staatliche "Investitionen" sind in der Regel (ökonomisch gesehen) gar keine Investitionen, sondern eine besondere Form der Konsumption oder der Subvention, denn die weitaus meisten dieser "Investitionen", spielen weder ihre Kosten ein noch wäre damit zu rechnen, dass sie gar (monetären) Gewinn brächten.

Die Summe all dieser Kosten muss niedriger sein als der Erlös, sonst rentiert sich das Unternehmen nicht. Man muss nicht lange rechnen, um festzustellen, dass die von den Unternehmen ausgeschütteten Beträge aber niemals ausreichen werden um die gesamte Produktion systemintern mit Gewinn verkaufen zu können. Die rein systemintern möglichen Einnahmen werden nie die Höhe der Kosten überschreiten können Es kann nie mehr zurückfließen als zuvor abgeflossen ist). Was ist zu tun? Man kann z.B. Konsumentenkredite vergeben oder dem Staat Geld leihen, d.h. man pfändet die Arbeitskraft der Konsumenten(massen) auf Jahre im voraus und erhöht so die momentane Kaufkraft. Das verschiebt jedoch den Kollaps nur, verhindern kann es ihn nicht. Es ist also unabdingbar, dass das System eine Art Sicherheitsventil bekommt, d.h. es benötigt ein weiteres System (oder irgend ein anderes "Außen"), auf das sich Teile der Kosten abwälzen oder durch das sich zusätzliche Einnahmen generieren lassen. So kann (vorläufig) sichergestellt werden, dass den Unternehmen mehr Werte zufließen als sie abgeben (müssen); ergo: "Gewinne" gemacht werden können. Wenn dieses (Sicherungs-)System aber nach dem gleichen Muster gestrickt ist, wie das gegebene System selbst, wir es also mit einer Menge gleichartiger Systeme zu tun haben, dann ist die Frage eigentlich nur, welches der Systeme zuerst kollabiert und damit eine Kettenreaktion auslöst, in deren Folge sich der ganze Spuk dann auflöst. Und dieser Punkt wäre spätestens in dem Moment erreicht, in dem sich die Produktionsverhältnisse weltweit vollständig aneinander angeglichen haben. Mit anderen Worten: sobald die sog. Globalisierung nicht nur strukturell, sondern auch substanziell zum Abschluss kommt - also global einigermaßen einheitliche Lebensbedingungen herrschen - ein halbwegs einheitliches Preisgefüge hergestellt wäre, das Wechselkursgefälle wegfiele etc. - fliegen praktisch alle Sicherungen raus.

Das vorstehend angerissene Dilemma kündigt sich gegenwärtig an. Es vagabundiert Kapital um den Globus, das keine "realwirtschaftlichen" Anlagemöglichkeiten mehr findet. Einfach "ausgeben" (oder gar "hergeben") will man es auch nicht, nein es soll "Früchte" tragen. Also wird die Konjunktur indirekt angekurbelt durch ausufernde Kreditvergaben. Da freut sich dann erstmal die Bauindustrie. Den Rest kennen wir unter dem Begriff "Finanzkrise. Und jetzt steht Schritt zwei an: die Wirtschaft, in deren Übereffizienz die Krise zu guten teilen wurzelt, ist "betroffen" und soll "gerettet" werden, es muss Geld in den Markt um die Konjunktur anzukurbeln; geliehenes Geld versteht sich, es wird also noch mehr Arbeitskraft verpfändet (zum Teil von Menschen, die noch gar nicht geboren sind und die womöglich für ihre Arbeitskraft gar keine Abnehmer finden werden); wenn es sein muss: "im Namen des Volkes", denn wo wird das Geld geliehen? Welches Geld ist es, das da ge- und verliehen wird? Es ist Geld, das längst schon nicht mehr hätte in dubiose "Investitionen" fließen dürfen, durch die es zwar in der Zirkulation, nicht aber im Kreislauf blieb (es wanderte zunehmend von "System Wirtschaft" in eine Art Subsytem "Pseudowirtschaft" und arbeitete fast wie ein Transistor), sondern - wenn man so will - hätte "verprasst" werden müssen. "Verprasst" indem es beizeiten (innerhalb des Systems) ausgeschüttet worden wäre, in Form von Gehältern, Spenden, Steuern oder sonstigen Abgaben. Die Krise ist eine Krise einer falschen Verteilungspraxis; sie ist keine Krise des Mangels, sondern eine des Überschusses; "die Wirtschaft" (als System) hat mehr gefressen als sie schlucken konnte, das ist - so trivial es auch klingen mag - das ganze Geheimnis.

2 Kommentare:

MelLou 29. Dezember 2008 um 18:00  

Ich finde den Beitrag unverständlich.

Anonym,  30. Dezember 2008 um 00:23  

Na,ja ist eigentlich nicht so unverständlich.Etwas kompliziert.
Mir leuchtet auf alle Fälle ein das man nichts kaufen sollte was nicht gebraucht wird.Stichwort: der Konsum muss steigen. Warum? Klar, damit die Wirtschaft lebt.
Aber irgendwie habe ich das Gefühl da läuft mal was ganz falsch!

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