Donnerstag, 19. Februar 2009

Fords Problem

In seinem letzten Artikel (Managergehälter - wo liegt eigentlich das Problem?) erwähnt der Oeffinger Freidenker eine Anekdote, die über Henry Ford im Umlauf ist und die von diversen Autoren schon recht häufig bemüht wurde, um zu zeigen, wie ein (kluger) Unternehmer verfahren sollte, wenn er will, dass "der Laden läuft". Der Oeffinger schreibt also:
Ford war kein Idiot und sicherlich kein Menschenfreund. Er hatte schlicht erkannt, dass das Bezahlen höherer Gehälter für alle Angestellten letztlich auch zu seinem Vorteil sein würde, weil es Kunden schafft - Kunden, die seine Produkte kaufen können.

Was ist nun Fords Problem?

Fords Problem ist: er kann seinen eigenen Angestellten und Arbeitern nie soviel bezahlen, dass sie alle seine Produkte kaufen können. Ein kapitalistischer Betrieb benötigt stets mehr Kunden als er Betriebsangehörige hat, bzw. mehr Kaufkraft als er selbst auszuschütten bereit ist, denn um bestehen zu können, müssen seine Einnahmen dauerhaft seine Ausgaben übersteigen. Mit anderen Worten: er braucht einen Markt außerhalb des eigenen Produktionssystems, auf dem er die eigentlichen Gewinne erwirtschaften kann.

Doch aufs Ganze gesehen funktioniert das System - jedenfalls solange auf diesem Markt ausschließlich verschiedene, nach dem gleichen Muster operierende Systeme miteinander im Austausch stehen - selbst dann nicht dauerhaft. Es muss also außerdem noch einen Bereich (ein "Reservat") geben, der/das sich in besonderer Weise ausbeuten lässt, sei es dass sich dort (besondere) Einnahmen generieren lassen oder dass Kosten dorthin abgewälzt werden können.

In einem "vervollkommneten" (ab-)geschlossenen kapitalistischen System (z.B. bei vervollständigter ökonomischer Globalisierung) müsste dieses Problem jedoch auf höherer Ebene als ein allgemeines wiederkehren. Eine Stärkung der Kaufkraft durch höhere Bezahlung der Arbeiter könnte es nur verzögern, nicht aber verhindern. Wenn die Bezüge nicht weiter erhöht werden können, ohne dass die Substanz der Betriebe angegriffen würde, kann man den Arbeitern natürlich auch Kredite geben, damit sie sich (noch) ein bisschen mehr "leisten" können, von dem, was sie im Übermaß produzieren ...

An was erinnert mich das bloß?


3 Kommentare:

Anonym,  19. Februar 2009 um 12:45  

Schön vorgetragen!
Ich mach den Schüler und antworte:
"Tja,es erinnert an die Finanzkrise, Herr Lehrer Kurt. Genauer an deren eine Ursprungsgeschichte, bekannt als SubPrime-Kreditgeschäft."

Weiterspinnen will ich natürlich auch noch:
In dem postulierten abgeschlossenen Wirtschaftssystem steht nicht nur die Kaufkraft der Arbeiter zur Verfügung. Jegliches Einkommen, sprich Geld, steht zur Verfügung und spielt mit,welches sich nicht bewusst dem Konsum entzieht. Also gespart wird. Wenn man davon ausgeht, daß Sparen meist temporärer Natur sein wird,müsste man nur sicherstellen, daß jeweils soviel an (ebenfalls temporärem Überbrückungs-)Kredit ins System fliesst wie gerade gespart wird, um ein simples ideales geldmengenkonstantes System zu schaffen.
In solchem System würden übrigens die Preise fallen müssen, da das (nur einfach und beschränkt vorhandene) Geld sich auf immer mehr Güter (und Menschen?) verteilen würde. Das gilt zumindest solange die Wirtschaft zumindest halbwegs effizient weiterliefe und nicht zunehmend gebrauchsuntauglicher Schrott produziert würde. Wobei der "Schrott",genauer der unverkaufte Teil der Gütermengen,oder auch die nicht nachgefragte Dienstleistung, quasi das Gegenüber der Sparquote darstellt. Im Sinne der Unterstützung einer positiven Motivationslage ist es angebracht die "Schrottproduzenten" quasi rückwirkend durch Lohnabzug zur Deckung der Lücke heranzuziehen( in der Freiwirtschaft büsst so entsprechend zuerst das Unternehmen an Erträgen ein und reicht diesen Umstand mit Lohndruck weiter).

Anonym,  19. Februar 2009 um 12:58  

Tja, in einem so dahinarbeitenden System wüchse dann sogar die Tendenz zum Sparen. Denn das Geld wird ja ganz von alleine "mehr wert" , verliert zumindest nicht an (Eintausch)Wert.
Es würde also auch entsprechend ständig mehr Kreditvolumen bereitgestellt werden müssen um die fiktiv angestrebte Geldmengenkonstanz aufrechtzuerhalten...
am Ende ist alles Primärgeld gespart, und das System läuft allein mit den kreditgeschaffenen Kopien des Primärgelds in identischer Höhe weiter...nur daß dann keiner mehr was netto zusätzlich ansparen können dürfte !?
;-)

Anonym,  20. Februar 2009 um 08:40  

Nun, wir sehen also, daß allein Sparen solch geldmengenkonstantes, autarkes und abgeschlossenes System schnell an einen Punkt bringen würde, an dem es nicht weiter so funktioniern könnte wie bisher,mithin einem Wendepunkt, einem Etappenpunkt.
Da Sparen an sich nicht verboten werden soll, gleichzeitig aber Geldumlaufmenge gewährleistet werden muss, wird man nicht umhin können auf die Idee zu kommen zusätzlich Geld ins System zu bringen. - Intuitiv und vorsichtig gedacht würde man so zuerst an díe Vermehrung des Primärgeldes denken.
Womit sich die Frage nach dem WIE ergibt - Wie soll es ins System kommen?
Naheliegendst wäre etwa jedem Bürger zum Jahreswechsel oder besser noch zu seinem Geburtstag einen Betrag an Primärgeld (=Zentralbankgeld, hier= Banknote)
zukommen zu lassen.
Natürlicherweise Jedem den gleichen Betrag. - Genauso wirds in den realen Wirstchaftswelten aber eben nicht gemacht, nichtmal im "real existenten Sozialismus" war oder ist das so, richtig?

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