Mittwoch, 4. Februar 2009

Bestechende Logik

"Wenn systemrelevante Banken pleite zu gehen drohen, wie im Fall der HRE, kommt man um eine echte Verstaatlichung nicht herum. Sobald sich die Märkte wieder beruhigt haben, muss man die Bank aber wieder privatisieren. Der Staat ist, wie die Landesbanken zeigen, kein guter Banker, aber er hat Geld. Deswegen muss er jetzt einspringen."
Hans Werner Sinn

Was soll man dazu noch sagen?


Wenn man den Verlauf der Finanzkrise im Rückblick betrachtet, so lässt sich feststellen, dass die besondere Unfähigkeit der Landesbanken offenbar darin bestand, die Misere, von der so ziemlich alle Banken betroffen sind und die im Wesentlichen offensichtlich von privaten "Bankstern" initiiert worden ist, nicht lange genug hat verschleiern können. Das hatten die privaten Banken, wie wir nun feststellen können,  ganz klar besser drauf.

Von geradezu überragender Genialität zeugt der Schluss, dass man die Banken, sobald sie wieder "gesund" sind, umgehend reprivatisieren muss, was ja nicht nur von Sinn gefordert wird. Also just in dem Moment, in dem "der Staat" klar gezeigt haben würde, dass er wohl doch kein gar so schlechter Banker (besser: Bankeigentümer) ist, soll er wieder genau diejenigen professionellen, privaten Dilettanten ans Ruder lassen, die den Karren erst in den Dreck gefahren haben. Je eher desto besser natürlich - und bevor womöglich irgendwer ins Grübeln kommt. Wenn das nicht clever ist.

Manch einer argumentiert ja auch, dass "der Staat" die konsolidierten Geldhäuser in nicht allzuferner Zukunft gar mit Gewinn werde veräußern können. Das wäre natürlich prima für die Staatskasse. Und würde real vermutlich so aussehen:
"Da der Staat nichts außer unserem Geld hat, zahlen wir alle mit 18,2 Milliarden Euro, dass die Commerzbank, die nur noch vier Milliarden Euro wert ist, sich die Dresdner Bank leisten kann."  (Tagesspiegel)

Wir haben dann also eine Bank im Wert von vier Milliarden Euro erworben und verticken die in - sagen wir zwei bis drei Jahren - für acht Milliarden. Das wäre dann ein 100%er Gewinn - oder doch nicht?

Und damit nicht genug: wenn "der Staat" die Probleme der privaten Versager erfolgreich gelöst hat, dann soll er nicht nur die verstaatlichten Privatbanken reprivatisieren, sondern auch noch einen Bonus ausschütten:

Auch die Landesbanken müssen privatisiert werden, wenn die Krise vorbei ist. (Un-Sinn)

Bezeichnend übrigens, dass anscheinend keiner unserer Starökonomen darauf kommen mag, dass "der Staat" ja auch durch Besitz und Betrieb der konsolidierten Banken Gewinne machen könnte und zwar dauerhaft. Und weitergedacht: wo der Staatskasse Gewinne zufliessen koennte der Fiskus auf entsprechende Steuerzahlungen verzichten. Das würde allerdings die Abhängigkeit der Staaten von privaten (Kapital-)Interessen verringern - und es geht eben nichts über einen gut erpressbaren Staat als "Standort".

btw: laut Wikipedia gibt es derzeit 193 Staaten auf diesem Globus. (Die gleichen sich natürlich alle wie ein Ei dem anderen, weshalb man sicherlich mit Fug und Recht jeden Einzelnen als "der Staat" (schlechthin) ansehen darf.


4 Kommentare:

Anonym,  5. Februar 2009 um 01:22  

Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert. Das werden wir in den nächsten Monaten noch häufiger sehen.

Die neoliberale Ideologie ist noch lange nicht tot, wie so einige behaupten. Sobald der Steuerzahler die Banken wieder "fit", sprich gewinnträchtig gemacht hat, wird man wieder zur Tagesordnung von Flexibilisierung, Privatisierung und Deregulierung übergehen.

Ich würde die Banken gnadenlos verrotten lassen. Den Mist den die verzapft haben, sollen sie selbst ausbaden. Das ständige Argument, man wolle mit den milliardenfachen Subventionen nur Arbeitsplätze retten ist doch pure Heuchelei. Die Arbeitslosenzahlen werden so oder so noch massiv steigen.

Es geht doch vielmehr um den Erhalt des Kapitalismus bzw. um den Erhalt an dem Glauben, er würde einwandfrei funktionieren. Das ist den Verantwortlichen einige Milliarden wert.

Anonym,  5. Februar 2009 um 11:43  

Die entlarvende Dreistigkeit und Unverfrorenheit dieser Aussage macht mich sprachlos ... das Schlimme, der Herr kann das im Fernsehen erzählen und kaum einer merkt was der Satz wirklich bedeutet, bzw. viele wollen nicht begreifen was das bedeutet.

Anonym,  19. Februar 2009 um 11:28  

In einer Diskussion mit Volkswirtschaftsstudenten wurde einst das hohe Einkommen des Unternehmers mit dem Argument gerechtfertigt, er, der Unternehmer, trage schließlich das Risiko.

Man redet halt immer so, wie man's gerade braucht.

horrido.

PS.: Ich bitte um Löschung meiner Anmerkung vom 5. 2. 13:36. Das liest sich ja so, als könnte ich keine rechte Schreibung.

Kurt aka Roger Beathacker 19. Februar 2009 um 11:53  

Okay - eigentlich solltest Du die Loeschung aber auch selbst vornehmen koennen. Ist da kein Muelltonnensymbol unter Deinem Kommentar zu sehen?

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