Nicht neu aber aktuell: Stigmatisierung statt Arbeitsplätze
Laut einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin aus dem Jahr 2001 unterliegen "Faulheitsdebatten politischen Konjunkturen":
Wenn die Konjunktur lahmt, die Arbeitslosenzahlen hoch sind und Bundestagswahlen vor der Tür stehen, dann lassen Bundesregierungen gerne die Alarmglocken schrillen: „Es gibt zu viele faule Arbeitslose!“ In einer WZB-Analyse untersuchte Arbeitsmarktforscher Günther Schmid mit seinen Mitarbeitern Frank Oschmiansky und Silke Kull die Geschichte der vier größeren „Faulheits“-Debatten, die sich seit den 70er Jahren nachweisen lassen. Sie wurden jeweils ein bis anderthalb Jahre vor einer Bundestagswahl initiiert und weisen ein wiederkehrendes Muster auf.
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Alle großen „Faulheits“-Debatten haben ein wiederkehrendes Muster, erkannten die WZB-Forscher:
· Sie fallen in Zeiten hoher oder politisch bedrohlicher Arbeitslosigkeit. Die ersten drei Debatten fallen in die drei großen Rezessionen, während derer die Arbeitslosigkeit jeweils stark anstieg. Hintergrund der aktuellen Diskussion ist die Erwartung, dass die von Bundeskanzler Schröder angestrebte Zahl der Arbeitslosen von weniger als 3,5 Millionen Personen im Wahljahr 2002 nicht erreicht wird.
· Die Debatten waren jeweils ein bis anderthalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl initiiert worden und/oder sie wurden nach einer Reihe empfindlicher Niederlagen der Regierungskoalition in Landtagswahlen angefacht.
· Zur gleichen Zeit stimmte in Meinungsumfragen ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung der Aussage zu, viele Arbeitslose wollten gar nicht arbeiten.
· Die ersten drei Debatten waren mit sinkenden Sperrzeitenquoten verbunden und führten zu einer Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln.
Quelle (WZB)
;-)
1 Kommentare:
Ein bekanntes und billiges Muster: In Krisenzeiten hält eine Bedrohung die Gemeinschaft zusammen. Wenn man keine Bedrohung hat, konstruiert man eine. Das funktioniert auch, um von eventueller sonstiger Planlosigkeit abzulenken. Am besten geeignet: Ein Feind, der sich nicht wehren kann. Indem er z. B. streikt.
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