Dienstag, 24. Juni 2008

Arbeit und Langeweile

Noch einmal ein Zitat zum Thema Arbeit von Herrn Nietzsche; dieses Mal Roberto J. De Lapuente, dem fleissigen Kommentator Markus sowie mir selbst gewidmet:

Arbeit und Langeweile. - Sich Arbeit suchen um des Lohnes willen - darin sind sich in den Ländern der Zivilisation jetzt fast alle Menschen gleich; ihnen allen ist Arbeit ein Mittel, und nicht selber das Ziel; weshalb sie in der Wahl der Arbeit wenig fein sind, vorausgesetzt, daß sie einen reichlichen Gewinn abwirft. Nun gibt es seltenere Menschen, welche lieber zu Grunde gehen wollen, als ohne Lust an der Arbeit arbeiten: jene Wählerischen, schwer zu Befriedigenden, denen mit einem reichlichen Gewinn nicht gedient wird, wenn die Arbeit nicht selber der Gewinn aller Gewinne ist. Zu dieser seltenen Gattung von Menschen gehören die Künstler und Kontemplativen aller Art, aber auch schon jene Müßiggänger, die ihr Leben auf der Jagd, auf Reisen oder in Liebeshändeln und Abenteuern zubringen. Alle diese wollen Arbeit und Not, sofern sie mit Lust verbunden ist, und die schwerste, härteste Arbeit, wenn es sein muss. Sonst aber sind sie von einer entschlossenen Trägheit, sei es selbst, daß Verarmung, Unehre, Gefahr der Gesundheit und des Lebens an diese Trägheit geknüpft sein sollte. Sie fürchten die Langeweile nicht so sehr, als die Arbeit ohne Lust: ja, sie haben viel Langeweile nötig, wenn ihnen ihre Arbeit gelingen soll. Für den Denker und für alle erfindsamen Geister ist Langeweile jene unangenehme "Windstille" der Seele, welche der glücklichen Fahrt und den lustigen Winden vorangeht; er muß sie ertragen, muß ihre Wirkung bei sich abwarten: - das gerade ist es, was die geringeren Naturen durchaus nicht von sich erlangen können! Langeweile auf jede Weise von sich scheuchen ist gemein: wie arbeiten ohne Lust gemein ist. Es zeichnet vielleicht die Asiaten vor den Europäern aus, daß sie einer längeren, tieferen Ruhe fähig sind, als diese; selbst ihre Narcotica wirken langsam und verlangen Geduld, im Gegensatz zu der widrigen Plötzlichkeit des europäischen Giftes, des Alkohols.

Friedrich Nietzsche. Die fröhliche Wissenschaft. Werke II. Hrsg. Karl Schlechta. Verlag Ullstein GmbH. FfM - Berlin - Wien 1976. S. 340 (66)f.

;-)

2 Kommentare:

ad sinistram 25. Juni 2008 um 12:37  

Ich danke Dir herzlich für diese Widmung. Treffender geht es kaum. Aber zu danken habe ich auch dafür, dass Du Dich einst entschlossen hast, mit einem Blog in die Öffentlichkeit zu treten. Das Lesen innerhalb Deiner Zeilen und Texte befruchtet immer wieder...

Anonym,  25. Juni 2008 um 18:24  

Wohlan, auch "Verrückte" haben mal lichte Momente und Nietzsche macht da keine Ausnahme!

Der sinnentleerten Arbeit könnte es durch eine deutliche Arbeitszeitverkürzung an den "Kragen gehen". Freilich könnte auch einer bessere Arbeitspolitik nicht unbeträchtlich zur Humanisierung der Arbeit beitragen. Wie sagte neulich jemand trefflich: "Die Skandinavier sind kreativer, weil sie eine größere innere Freiheit besitzen."

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