Montag, 30. Juni 2008

Fundsache - Zur Renaissance des Sozialismus

Ein ueberaus lesenswerter Artikel "Ich!" von Franziska Augstein findet sich heute in der Süddeutschen Zeitung.

"Die Idee des Sozialismus läuft nicht darauf hinaus, dass eine Staatspartei alles bestimmt und die arbeitende Bevölkerung im Namen des Staates ausbeutet, wie es im Ostblock üblich war.

Sozialisten wollen vielmehr eine Gesellschaftsform entwerfen, in der alle leben und überleben können, jeder seinen Fähigkeiten gemäß. Sie streben danach, dass die Verfügung über das Kapital nicht bei einigen wenigen liegt, sondern von der Gesellschaft kontrolliert werde. Besonders die Herrschaft über die für alle wesentlichen Dinge soll dem sozialistischen Denken zufolge nicht privaten Individuen überlassen werden: die Versorgung mit Wasser und Energie, öffentliche Verkehrsmittel, Post, Krankenversorgung, Altersvorsorge, Kindergärten, Schulen und Hochschulen."
[...]
Angela Merkel irrt, wenn sie denkt, dass alle beim Wort »Sozialismus« erschauern. Auf dem CDU-Parteitag in Hannover im Dezember 2007 erklärte sie, der Sozialismus habe in der DDR »genug Schaden angerichtet! Wir wollen nie wieder Sozialismus! Wir wollen nie wieder Unterjochung der Freiheit!« Aber diese Sätze haben nur einen Sinn, wenn man sie als späten Kommentar einer früheren FDJ-Funktionärin zur DDR auffasst. Sie blenden die eigentlichen Anliegen des sozialistischen Denkens aus.
[...]
In einer parlamentarischen Demokratie müssen sich die Parteien im Rahmen des Möglichen und Vernünftigen ein wenig danach richten, was die Wähler wollen. Derzeit wünschen sich sehr viele mehr soziale Gerechtigkeit im Gemeinwesen Bundesrepublik Deutschland. Dies Begehren: Man kann es christlich-demokratisch nennen, auch christlich-sozial oder sozialdemokratisch, theoretisch gesehen ist es zuallererst: sozialistisch."
Nun gut - ein bisschen mehr, als nur "ein wenig" duerfte es dann doch sein. - Im Uebrigen jedoch trifft die Autorin in fast allen Punkten den Nagel auf den Kopf.

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Samstag, 28. Juni 2008

Merkels Mega Moves

Randbemerkung zur Fußball EM 2008.
Schon lange nervt mich, dass während laufenden und nach gelaufenen Spielen mit Beteiligung der deutschen Mannschaft dauernd dieses verkrampft zuckende Etwas mit Namen Merkel ins Bild geschoben wird. Mit Sport hat das doch nun wirklich gar nichts zu tun. Und die Politik soll sich ja angeblich aus dem Sport heraushalten. Den Philosophen Gunter Gebauer scheint dieses Gebaren ebenfalls leicht zu irritieren:

"Sind Sie aus dem Auftreten von Bundeskanzlerin Angela Merkel schlau geworden?

Sie ist in ihrer Körpersprache sehr rätselhaft. Sie verfügt über eine sehr stumme Gestik. Im Unterschied zu ihrer politischen Taktik ist sie motorisch extrem unbegabt. Sie wirkt wie eine, die immer den Sportunterricht geschwänzt hat. Sie kann nicht jubeln, sie kann nicht von einem Bein aufs andere treten. Sie kann auch die Arme nicht richtig in die Höhe reißen. Das ist eine sehr lamentable Art der Körperpräsentation."
Quelle: Frankfurter Rundschau

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Jetzt neu bei ALDI: Kommunismus vom Feinsten!

Einen selten dämlichen Artikel mit dem Titel

Armut und Kapitalismus - Der bedeutendste deutsche Kommunist heißt Aldi"

von Bettina Röhl habe ich vor kurzem bei "Welt Online" gefunden.

Die vollständige "These" von Frau Röhl lautet:
"Der größte und bedeutendste Kommunist der Bundesrepublik Deutschland ist Aldi. (bitte die anderen Discounter Lidl, Plus, Penny, Kik, Ikea u.a. auf keinen Fall vergessen)."
Ja wer, denn nun? Nur ALDI - oder doch alle zusammen?
"Und der größte Kapitalist des Landes sind ebenfalls Aldi und die anderen Billiganbieter."
Aha - alles ist Eins!

Aber lesen wir weiter:
"Aldi und co. liefern auf menschenwürdigem Niveau die Grundversorgung, die der Kommunismus immer versprochen hat: Lebensmittel, Kleidung, Einrichtung, Urlaub, Babybedarf, technische Geräte, Bad-Küche-Baumaterial usw. und dabei geht es längst nicht mehr um Brot und Wasser, sondern schon lange auch um ehedem Königliches, Kaiserliches und Zaristisches: Lachs und Garnelen und Champagner, Orangen und Bananen und eben auch alles andere aus allen Bereichen, was früher Luxus war, wenn auch in abgeflachter Qualität, für jedermann."


Zu dumm nur, dass "ALDI" und Konsorten das alles nicht auch auf nachweislich "menschenwürdigem Niveau" produzieren lässt und vertreibt.
"Im früheren sozialistischen Osten [...] gab's weder freien Kapitalismus noch Kommunismus."

Im "sozialistischen Osten" gab es keinen Kommunismus? Folglich kann "der Kommunismus" dort auch keine Versprechungen gebrochen haben - oder?.

"Marx und die reine Lehre liefern viele Rezepturen, wie man Güter - von Dienstleistungen hatte er noch weniger Ahnung - gerecht verteilt, was immer gerecht sein mag. Ein Rezept, wie eine Volkswirtschaft Güter produziert, ist Marx allerdings schuldig geblieben. Wie denn der Mehrwert produziert werde, den Marx immer verteilen will und den man zum Leben braucht, das ist die Domäne des Kapitalisten und des Kapitalismus. Dazu hat Marx nichts Entscheidendes beizutragen und deswegen ist seine Idee auch nicht in die Praxis umsetzbar. Marx scheitert eben gerade theoretisch und nicht nur praktisch, wie es entschuldigend immer heißt."

Bekanntlich hat Marx überhaupt keine "Rezepturen" geliefert, sondern lediglich Analysen. Dabei hat er auch ziemlich genau beschrieben - wie in der Volkswirtschaft (nach dem Stand der Dinge und der Geschichte) Güter produziert werden.

Zu gerne wüsste ich auch, was die Autorin denn unter dem Mehrwert versteht - bzw. ob sie denn überhaupt einen Begriff dieses doch ziemlich zentralen Begriffes hat. Schon der Bau des Satzes lässt darauf schließen, dass die gute Frau nicht den geringsten Schimmer hat, wovon sie redet. Es ist freilich leicht jemandem Scheitern vorzuwerfen, wenn man meint, seinen Vorwurf nicht weiter begründen zu müssen und damit durchzukommen. Ah - das Scheitern erklärt sich natürlich aus dem Scheitern des sog. "real existierenden Sozialismus" - klar. Die haben sich auf Marx berufen und das ist Beweis genug.

"Was nützt es, wenn der arme Schuster einen kaputten Schuh in seiner Werkstatt repariert, wenn nebenan, also am selben Ort zur selben Zeit ein fabrikneuer Schuh billiger zur Verfügung steht? Der Schuster hätte in so einem Fall einen Minderwert produziert, also volkswirtschaftlich in der Bilanz etwas verbraucht. Auch das, was man den Handel nennt, also der Wirtschaftszweig, der sich mit Güterverteilung beschäftigt, ist den Kommunisten der reinen Lehre ein Dorn im Auge: kein Wunder, dass sie ihn nie gebacken bekommen."

Jeder der etwas produziert, verbraucht zunächst etwas. Und zwar:

1. Roh- und Hilfsstoffe und

2. Arbeitszeit und -kraft.

Und diesen "Verbrauch" erhält er in Form seines "Produktes" zurück. Das Produkt kann dann zunächst hinsichtlich zweier Wertaspekte, aus denen sich dann weitere ergeben, betrachtet werden.

1.Gebrauchswert.
Hat das Produkt einen Gebrauchswert - und wenn ja für wen? Der Gebrauchswert ist rein qualitativer Natur und lässt sich als solcher nicht objektiv messen.

a) Es hat einen Gebrauchswert (ausschließlich) für den Produzenten

b) Es hat einen Gebrauchswert für den Produzenten aber auch für andere, es kann als Ware zum Austausch gegen andere Waren dienen.

c) es hat keinen Gebrauchswert für den Produzenten aber für einen (oder mehrere) andere, es wird von vornherein als Ware produziert.

Im zweiten und dritten Fall hat das Produkt auch einen Tauschwert - ohne aber, dass es einen potentiellen Gebrauchswert hat, hat ein Produkt auch keinen Tauschwert, denn niemand würde es eintauschen wollen. Zwar schreibt Marx:
"Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert."
Marx Engels Werke 23. Das Kapital 1. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.52
Das gilt aber nur soweit die Produkte sich in der Zirkulation, in der sie sich ausschließlich als Tauschobjekte aufeinander beziehen, befinden, denn

"Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts."
Marx Engels Werke 23. Das Kapital 1. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.50

2.Tauschwert.
"Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten."
Marx Engels Werke 23. Das Kapital 1. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.52
und
"Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert."
Marx Engels Werke 23. Das Kapital 1. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.53

Dieses Gemeinsame, die Arbeit ist gewissermaßen das fundierende Element einer jeden Kette von Tauschakten. Durch sie wird das Produkt im eigentlichen Sinne "bezahlt" und erworben. Und aus dieser (grundlegenden) "Zahlung" resultiert dann auch sein ganzer (Tausch-)Wert, soweit sich dieser objektiv (als reelle Äquivalenz) bestimmen lässt. Als Pro-duct, also soweit es Hervorgebrachtes ist, hat es gerade soviel Tauschwert, wie gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit in ihm steckt. Der Mensch tauscht sich in der produktiven Arbeit mit seinem Gegenstand aus - "vergegenständlicht" sich durch seine Arbeit, indem er seine Arbeitskraft auf das Produkt überträgt. In dieser Übertragung liegt dessen "Wert", soweit man einen Wert überhaupt reell messen kann. Die jeweils durchschnittlich erforderliche Arbeitszeit ist zwar vom Stand der Produktionsverhältnisse abhängig und damit eine variable, aber innerhalb bestimmter, gegebener Produktionsverhältnisse eine durchaus feste Größe. Wenn der Schuster den Schuh repariert, dann hat dieser Schuh effektiv einen Wertzuwachs erfahren, da ihm Arbeit zugesetzt wurde. Das Problem ist, dass die durchschnittliche gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit fuer die Fertigung eines Schuhs unter der für die Reparatur erforderlichen liegt. Damit ist der Schuster arbeitsmäßig nicht mehr "gesellschaftsfähig". Das Problem hat aber auch Marx schon erkannt:
"Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen. Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England z.B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit als vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der Tat nach wie vor dieselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die Hälfte seines frühern Werts."
Marx Engels Werke 23. Das Kapital 1. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.53

Und eben das geschieht mit der Arbeit des von Frau Röhl bemühten Schusters.

Das fundierende und im Grunde ganz einfache Verhältnis geleisteter Arbeit zum durch sie erzeugten Produkt bleibt auch innerhalb komplexer werdender Produktionsverhältnisse bestehen - es ist aber nicht länger ohne weiteres exakt bestimmbar. Ich will versuchen ein Beispiel zu geben: Wenn jemand auf einem niedrigeren Niveau arbeitsteiliger Produktion etwas anfertigt, dann ist das Verhältnis der von ihm geleisteten Arbeit zum Resultat ganz deutlich zu sehen. Nehmen wir an, wir hätten zwei Produzenten die aus selbstgewonnenen Rohstoffen etwas anfertigen, so dass in ihren Produkten am Ende nur ihre je eigene Arbeit sich vergegenständlicht hat; und der eine produziert in 8 Stunden 4 Gegenstände der Kategorie A, während der andere in der gleichen Zeit 16 Gegenstände der Kategorie B herstellt, wobei wir davon ausgehen, dass beide dabei den gesellschaftlich erforderlichen Durchschnitt an Arbeit geleistet haben, dann haben vier Gegenstände der Kategorie B den gleichen Wert wie ein Gegenstand der Kategorie A, denn in beiden steckt das gleiche Quantum an gesellschaftlich notwendiger Arbeit. Sie sind in dieser Beziehung (und nur in dieser) wertäquivalent.

3. Mehrwert.
Der Mehrwert, so wie Marx ihn definiert, entsteht in der Produktion, realisiert sich aber in der Zirkulation. Wie das prinzipiell vor sich geht, will ich an einer Weiterentwicklung des vorstehend gegebenen Beispiels zu zeigen versuchen.

Nehmen wir also an A und B tauschen ihre Waren aus, wobei A 2 seiner 4 Gegenstände liefert und B dafür 4 von seinen hergibt. Dann tauscht sich die in ihnen enthaltene Arbeit im Verhältnis 4 Stunden zu 2 Stunden. Mit anderen Worten: A erhält kein Äquivalent für zwei Arbeitsstunden - er hat diese Arbeit mithin "unbezahlt" verrichtet. B hingegen gewinnt das Äquivalent zweier Arbeitsstunden - er wird mithin zum Eigentümer des Gegenwertes von 8-2+4=10 Arbeitsstunden. Er hat sich 2 Stunden fremder Arbeit angeeignet. Am Gesamtwert der ausgetauschten Produkte hat sich nichts dabei nichts geändert.

Dazu Marx:
"Was die Ware dem Kapitalisten kostet, und was die Produktion der Ware selbst kostet, sind allerdings zwei ganz verschiedne Größen. Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit kostet."
Karl Marx. Das Kapital 3. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2003. S.34

4. Profit:
Nehmen wir weiter an, dass B die von A erhaltenen Produkte an C weitergibt, wobei ihm C im Gegenzug den Gegenwert von 3 Arbeitsstunden aushändigt. Dann hat sich bei B der gewonnene Mehrwert zu 50% realisiert, die anderen 50% des Mehrwertes gehen auf C über. (Nur) Das, was vom Mehrwert bei B verbleibt ist dessen Profit. Mehrwert und Profit sind also nicht unbedingt identisch, obwohl Profit immer als Teil des Mehrwerts abfällt und was wichtig ist: der Mehrwert ist von vornherein ein Teil des in der Ware befindlichen Wertes, er wird nicht aus dem Nichts generiert, er entsteht auch nicht durch Übervorteilung des Käufers. Der Käufer einer Ware erhält immer den vollen Wert der Ware, unabhängig davon welchen Preis er zahlt. Offen ist allerdings, ob er dabei für seine eigene Ware den vollen Gegenwert erhält. Das zeigt sich, wenn wir unser Beispiel etwas erweitern.

A und B tauschen äquivalent. D.h. A liefert 2 Gegenstände der Kategorie A und B im Gegenzug 8 Gegenstände der Kategorie B. Es werden also je vier Arbeitsstunden gegeneinander ausgetauscht. Dabei fallen weder Mehrwert noch Profit an. Wenn nun C wieder einen Gegenwert von 3 Arbeitsstunden anbietet, dann fällt C ein Mehrwert von 1 Arbeitsstunde zu. C besitzt jetzt das Produkt von 4 Stunden Arbeit und B das Produkt von 3 Stunden. In diesem Fall hat also B eine Stunde unbezahlter Arbeit verrichtet. B ist aber nicht doof und wendet sich an D, von dem er den Gegenwert von 6 Arbeitsstunden verlangt und diesen auch erhält. Damit hat dann D zwei Stunden unbezahlter Arbeit geleistet und B einen Mehrwert von 2 Arbeitsstunden "erwirtschaftet". D ist also im Besitz des Gegenwertes von 4 Arbeitsstunden obwohl er 6 Stunden "investiert" hat. Und B besitzt nun den Gegenwert von 6 Arbeitsstunden obgleich er dafür nur 4 Stunden Arbeit aufwenden musste. Marx beschreibt das wie folgt:
"Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem Überschuß ihres Werts über ihren Kostpreis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehrwert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr Verkaufspreis über ihrem Kostpreis, wenn auch unter ihrem Wert steht, wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht. [...] Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kostpreis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen möglich."
Karl Marx. Das Kapital 3. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2003. S.47

Solange die Handelspartner Produkte gegen Produkte austauschen sind zwei Aspekte offenbar: beide tauschen ihre in den jeweiligen Produkten "geronnene" menschliche Arbeit gegeneinander aus und beide agieren sowohl als Käufer, wie auch als Verkäufer. Ein Mehrwert bildet sich immer dann, wenn eine Seite an sich einen Überschuss aus fremder Arbeit aneignen kann. Sobald Geld als Tauschmittel ins Spiel kommt verschwindet diese Klarheit, weil das Geld ja nur vermittelnde Funktion hat und somit im Grunde genommen der Tausch Ware <-> Geld nur eine "halbe" Transaktion sichtbar werden lässt, aber gemeinhin für eine ganze genommen wird. Ein vollständiger Austausch endigt aber beidseitig immer in Arbeit. Diese Arbeit muss weder vom Geldbesitzer noch vom Warenbesitzer ganz oder auch nur teilweise selbst geleistet worden sein, u.U. ist auch gar nicht mehr exakt feststellbar, wer sie geleistet hat - aber: sie muss geleistet worden sein oder geleistet werden.

Marx stellt die Tauschverhältnisse in der Geldwirtschaft bekanntlich in der Form W-G-W (Ware-Geld-Ware respektive: G-W-G (Geld-Ware-Geld) dar. Dabei verschwindet leider die Besonderheit des fundierenden Tauschaktes A-P (Arbeit-Produkt), in dem jeder Tauschakt auf jeder Seite irgendwann enden bzw. seinen Ausgang nehmen muss. Ein vollständiger Zyklus würde unter Berücksichtung, dass Arbeit - auch wenn sie als Ware gehandelt wird - eben nicht eine x-beliebige Ware ist, etwa wie folgt aussehen: A-P-W-G-W-P-A, wo bei zwischen A-P und P-A die Beziehung W-G-W n-fach vorkommen kann, also z.B: A-P-W-G-W-G-W-G-W-G-W-P-A. In Wirklichkeit ist das Ganze noch etwas verwickelter, da hier davon abgesehen wurde, den Tauschakt ebenfalls als Arbeit zu kennzeichnen. Sofern der Tauschakt selbst "in Arbeit ausartet", wird dem Produkt durch diese Arbeit selbstverständlich Wert zugesetzt. Man könnte auch sagen: das Produkt verwandelt sich im Zuge des Austausches in ein anderes (neues), insofern als es der materiellen Substanz nach zwar das selbe, aber bezogen auf Raum und Zeit nicht identisch bleibt. Es erfährt mithin eine (wertbildende) Veränderung, die ihm nicht ohne weiteres anzusehen ist, z.B. durch Transport (Raum) und/oder Lagerung, Pflege, Konservierung (Zeit).

Damit sollte klar sein: "die Kommunisten" sind sich durchaus bewusst, dass in einer arbeitsteiligen Gesellschaft ein Austausch von Produkten stattfinden muss und dass einer Ware im Zuge dieses Austausches u.U. Wert zugesetzt wird, der grundsätzlich einen höheren Verkaufspreis rechtfertigt. Da liegt auch gar nicht das Problem. Die Frage ist eben, ob im Zuge der Transaktionen ein Mehrwert abfällt und wenn ja, wie dann mit diesem zu verfahren ist, wem er zufällt bzw. zufallen soll, mit welchem Recht usw. Der Mehrwert fällt nicht wie Manna vom Himmel. sondern erwächst wie gezeigt aus unbezahlter Arbeit. Es ist derjenige Anteil von auf ein Produkt aufgewendeter Tätigkeit, der dem Tätigen nicht ersetzt wird. Unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen wird diese unvergütete Tätigkeit von vornherein verschleiert, denn der Kapitalist kauft ja die gesamte Arbeitskraft des Beschäftigten - zahlt ihm dafür aber nur die zur Fortsetzung seiner Tätigkeit gesellschaftlich notwendigen Reproduktionskosten. Wäre es anders, dann müsste ein Arbeiter von seinem Lohn soviel Produkte kaufen können, wie er seinem Arbeitsanteil nach produziert hat. Auf dieser Basis würde aber kein Händler Gewinne machen - wenngleich selbstverständlich auch die Arbeitszeit der Fabrikanten/Händler usw. wertbildend in das Produkt eingeht und somit auch diese ein Recht auf ein entsprechendes Einkommen aus ihren Tätigkeiten besitzen. Es ist also nicht die Forderung, dass dem Arbeiter das ganze Produkt seiner Tätigkeit gehören müsse, sondern, dass er ein Recht auf seinen vollen Anteil am Gesamtprodukt besitzt. Klar ist auch, dass unter hochkomplexen, arbeitsteiligen Produktionsbedingungen, kaum nocht exakt bestimmbar ist wem jeweils wieviel Mehrwert entzogen wurde, daraus folgt aber nicht automatisch ein ewiges Recht, auf individuelle Aneignung dieses Mehrwerts durch beliebige Dritte. Wenn "gerechte" individuelle Zuweisungen nicht möglich sind, dann ist die gemeinsame Verwaltung der akkumulierten Ueberschüsse zumindest eine diskutable Alternative.

"Händler, Makler, (die großen Industriebarone waren ja sowieso Feindbild) galten als diejenigen, die sich an der ehrlichen Arbeit des Proletariers nur bereicherten. Und dies obwohl die Güterverteilung doch der Kern ihrer ganzen Idee, Philosophie und Moral ist, allerdings nie praktisch, sondern schwelgerisch-schwülstig-ideologisch. Es ist also nicht unverständlich, dass in den kommunistischen Diktaturen die Güter bei den Armen nie angekommen sind. Dieser Mangel war allerdings kommunistisch auf alle Proletarier gerecht verteilt. Verteilungsgerechtigkeit auf niedrigstem Niveau! Dabei ist gleiche wirtschaftliche Teilhabe hinter allen Tonnen gedruckter Theorie letzen Endes schon der moralische Clou der Konsumreligion Kommunismus. Anders Aldi, Lidl und co., die halten was Marx versprach. Und als gute Kapitalisten schaffen sie auch noch Arbeit und investieren, was auch Arbeit schafft."

Bezeichnend, dass die Autorin auf jeden Nachweis für ihre "Thesen" Verzicht leistet. Es sollte ihr eigentlich ein leichtes sein, das "schwelgerisch-schwülstig-ideologisch[e]" mit wenigstens einem Zitat zu belegen. Aber dazu müsste sie ja womöglich Marx auch noch lesen - pfui Spinne.

Es würde sich aber auch zeigen, dass zumindest in Bezug auf Marx jede Feindbildthese unzutreffend ist. Er sah klar und deutlich, dass auch der Kapitalist nur in Abhängigkeit der gegebenen Produktionsverhältnisse erscheinen kann - mehr sogar: erscheinen muss. Für Marx ist der Kapitalismus notwendige Bedingung für die Entwicklung einer sozialistischen Gesellschaft. Ob die postkapitalistische Gesellschaft wirklich eine sozialistische oder kommunistische sein wird, mag dahingestellt bleiben, vielleicht wird sie es faktisch sogar auch und dabei einen anderen Namen tragen (müssen), denn die Bezeichnungen Sozialismus/Kommunismus sind als Folge des sogenannten "real existierenden Sozialismus" vermutlich auf lange Sicht "verbrannt". Wer aber glaubt, dass der Kapitalismus nun "das Ende der Geschichte" - das Ziel gesellschaftlichen Wandels schlechthin - sei, der hat in Geschichte ganz offensichtlich gepennt. Auf eine bestimmte Erscheinung folgt immer eine andere, sonst koennte von "folgen" keine Rede sein. Doch in einem möchte ich Frau Röhl zustimmen: die Belege dafür, dass "Aldi, Lidl und co" halten, was Marx versprach, häufen sich. Um das festzustellen muss man nur mal das Personal befragen.

"Als gute Kapitalisten schaffen sie vor allem Kapital und mit je weniger Arbiet das zu schaffen ist, desto besser."

Dazu lesen wir im Kapital: "

John Stuart Mill sagt in seinen "Prinzipien der politischen Ökonomie":
"Es ist fraglich, ob alle bisher gemachten mechanischen Erfindungen die Tagesmühe irgendeines menschlichen Wesens erleichtert haben."

Solches ist jedoch auch keineswegs der Zweck der kapitalistisch verwandten Maschinerie. Gleich jeder andren Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit soll sie Waren verwohlfeilern und den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst braucht, verkürzen, um den andren Teil seines Arbeitstags, den er dem Kapitalisten umsonst gibt, zu verlängern. Sie ist Mittel zur Produktion von Mehrwert."
Marx Engels Werke 23. Das Kapital 1. Bd. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.391
"Sozial ist, was Arbeit schafft" und das ist der Kapitalismus, ist und bleibt richtig."

Wunderbar! Eigentlich erübrigt sich hier jeder Kommentar. Der Kapitalismus schafft die Arbeit (siehe oben) ab, bzw. reduziert sie und verewigt sie zugleich. Da fehlt nur noch, dass die Heiligen der INSM über das Wasser wandeln. Der Rest ist ähnlich konfus. Ich beschränke mich daher darauf, die markantesten Stellen zu erwähnen:
"Je ärmer desto kapitalistischer müsste man wählen, um aus der Armutsfalle heraus zu kommen. Sozial ist nicht die Abschaffung des Kapitalismus, wie die Kommunisten es wollen: das ist unsozial. Sozial ist den Kapitalismus hegen und pflegen und die Reichen und Leistungsstarken zu noch mehr Leistung und Risikofreude und Ideenreichtum heraus zu fordern."

Wir stellen fest: je radikaler, desto besser ...
"Ein guter Kapitalist ist gierig und listenreich - das ist die gesunde Definition. Und ebenso gesund ist eine Gesellschaft, wenn sie diesen Kapitalisten mit sozialen Forderungen immer wieder neu in Anspruch nimmt und "quält". Das ist das Austarieren des Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit oder sagen wir etwas moderner, zwischen Arbeit und Kapital. Da gibt es keine Patentlösung ein für alle mal, sondern nur ein permanentes Austarieren nach Spielregeln."

... man muss den vollentfalteten Kapitalismus dann nur mit sozialen Forderungen quälen -soso und was, wenn der Kapitalismus das höhere Quälpotential aufweist? Schade auch, dass dem Leser hier vorenthalten wird, wie die erwähnten "Spielregeln" denn konkret beschaffen sein sollen und warum die Autorin glaubt, dass sie beidseitig akzeptiert würden. Zu der restlos überflüssigen und sinnbefreiten Phrase "Das ist das Austarieren des Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit oder sagen wir etwas moderner, zwischen Arbeit und Kapital", erübrigt sich von vornherein jeder Kommentar.

"In den fragilen globalisierten Zeiten ist es an der Zeit, dass die bürgerlichen Kräfte und die Kräfte, die für die freie soziale Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz eintreten, das Heft in die Hand nehmen und selber den Diskurs bestimmen."

Welch wunderbares Konstrukt: "die freie[!] soziale Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz". Dabei versteht sich die "Soziale Marktwirtschaft" im Kern gerade als ein Gegenentwurf zur "freien Marktwirtschaft" - Naja - ich sagte es bereits:


Alles ist Eins!


Anmerkung: Der Autor dieses Beitrags nimmt nicht für sich in Anspruch ein profunder Kenner des Marxschen Oeuvres zu sein. Er hofft dennoch, dass ihm sein in diesem Rahmen - bei aller Länge des Artikels - doch sehr knapp gehaltener Versuch einer Erläuterung Marxscher Grundbegriffe halbwegs gelungen ist und den einen oder anderen Leser vielleicht zu weiterer vertiefender Lektuere animiert. Auch sieht er sich selbst weder als "Marxisten", "Kommunisten, "Sozialisten" oder sonst ein (myst)-istisches Schubladenwesen - schon garnicht, wenngleich er im Laufe seines Lebens auch als solcher zeitweilig (an)gesehen wurde, als Kapitalisten.

;-)

Anmerkung II: Der Artikel wurde mal wieder naechtens verfasst und wird ggf. in einzelnen Punkten noch ueberarbeitet, korrigiert und/oder erweitert.


Anmerkung III: Vielen wird es so gehen wie Carluv, der in seinem Kommentar schrieb: "Außerdem liegen MEW bei mir auch nicht griffbereit." Dem kann abgeholfen werden: MEW-Online. (Ab sofort auch unter "Sonstiges" in der Linkliste zu finden.)

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Donnerstag, 26. Juni 2008

Geistige Armut - Zur Interpretation des Armutsberichtes

Jetzt ist er offiziell, der Armutsbericht und die Politiker uebertreffen sich weiterhin in ihren Bemuehungen, die Lage schoenzureden.
"Die soziale Realität des Jahres 2008 ist eine völlig andere als die des Jahres 2005", bekräftigte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Die Erfolge der letzten Jahre würden ausgeblendet. "Die Menschen haben vom Aufschwung profitiert."
Quelle: Frankfurter Rundschau

Da kann der Umkehrschluss eigentlich nur lauten: "Wer nicht vom Aufschwung profitiert hat, ist kein Mensch."

Als "Kernaussage" hob das Arbeitsministerium hervor: "Der deutsche Sozialstaat wirkt." Transferleistungen wie Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Kindergeld hätten die Armutsrisiko-Quote von 26 auf 13 Prozent halbiert, unter den europäischen Durchschnitt von 16 Prozent.
ebenda

Dass das nicht zutrifft, da ALG II zwar das fuer 2008 festgelegte Existenzminimum sichert, dieses aber deutlich unter der Armutsgrenze liegt, habe ich ja bereits an anderer Stelle dargelegt. (Mehr dazu auch hier.)

Die Bekämpfung der Kinderarmut gelinge im internationalen Vergleich zwar gut, doch könnten die Hilfen noch zielgerichteter sein, sagte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Sie warb erneut für mehr Betreuungsangebote, frühe Förderung im Kindergarten und ein zugunsten kinderreicher Familien gestaffeltes Kindergeld.
ebenda

Dieses Gerede von der "Kinderarmut" lenkt vom eigentlichen Problem ab. Arme Kinder gibt es hierzulande in der Regel nur als Kinder armer Eltern. "Kinderarmut" ist also kein "besonderes" Problem, das sich separat loesen liesse.

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Dienstag, 24. Juni 2008

Arbeit und Langeweile

Noch einmal ein Zitat zum Thema Arbeit von Herrn Nietzsche; dieses Mal Roberto J. De Lapuente, dem fleissigen Kommentator Markus sowie mir selbst gewidmet:

Arbeit und Langeweile. - Sich Arbeit suchen um des Lohnes willen - darin sind sich in den Ländern der Zivilisation jetzt fast alle Menschen gleich; ihnen allen ist Arbeit ein Mittel, und nicht selber das Ziel; weshalb sie in der Wahl der Arbeit wenig fein sind, vorausgesetzt, daß sie einen reichlichen Gewinn abwirft. Nun gibt es seltenere Menschen, welche lieber zu Grunde gehen wollen, als ohne Lust an der Arbeit arbeiten: jene Wählerischen, schwer zu Befriedigenden, denen mit einem reichlichen Gewinn nicht gedient wird, wenn die Arbeit nicht selber der Gewinn aller Gewinne ist. Zu dieser seltenen Gattung von Menschen gehören die Künstler und Kontemplativen aller Art, aber auch schon jene Müßiggänger, die ihr Leben auf der Jagd, auf Reisen oder in Liebeshändeln und Abenteuern zubringen. Alle diese wollen Arbeit und Not, sofern sie mit Lust verbunden ist, und die schwerste, härteste Arbeit, wenn es sein muss. Sonst aber sind sie von einer entschlossenen Trägheit, sei es selbst, daß Verarmung, Unehre, Gefahr der Gesundheit und des Lebens an diese Trägheit geknüpft sein sollte. Sie fürchten die Langeweile nicht so sehr, als die Arbeit ohne Lust: ja, sie haben viel Langeweile nötig, wenn ihnen ihre Arbeit gelingen soll. Für den Denker und für alle erfindsamen Geister ist Langeweile jene unangenehme "Windstille" der Seele, welche der glücklichen Fahrt und den lustigen Winden vorangeht; er muß sie ertragen, muß ihre Wirkung bei sich abwarten: - das gerade ist es, was die geringeren Naturen durchaus nicht von sich erlangen können! Langeweile auf jede Weise von sich scheuchen ist gemein: wie arbeiten ohne Lust gemein ist. Es zeichnet vielleicht die Asiaten vor den Europäern aus, daß sie einer längeren, tieferen Ruhe fähig sind, als diese; selbst ihre Narcotica wirken langsam und verlangen Geduld, im Gegensatz zu der widrigen Plötzlichkeit des europäischen Giftes, des Alkohols.

Friedrich Nietzsche. Die fröhliche Wissenschaft. Werke II. Hrsg. Karl Schlechta. Verlag Ullstein GmbH. FfM - Berlin - Wien 1976. S. 340 (66)f.

;-)

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Merkel aufs Maul geschaut - reine Zeitverschwendung

Eigentlich wollte ich hier etwas ueber das Merkel Interview in der F.A.Z. schreiben. Angesichts der Tatsache, dass dieses - wie anders kaum zu erwarten - aus lauter im Nichts schwebenden Sprechblasen ("Es gibt eine Reihe ganz praktischer Fragen, die nur der Lissabon-Vertrag löst. " - "Das Ende des Kalten Krieges hat für viele Millionen Menschen in Deutschland und Europa die Freiheit gebracht.") garniert mit falschen Behauptungen ("Allen Empfängern von Arbeitslosengeld II werden Heizkosten und Strom bezahlt, sie sind damit nicht von den Preissteigerungen betroffen.") besteht, habe ich davon dann doch abgesehen. Deshalb sei stattdessen den Ausfuehrungen von Angela Merkel in der FAZ aber auch denen Ronald Pofallas ("Bewahrung der Schöpfung") an anderer Stelle im Besonderen, sowie der politischen Kaste im Allgemeinen das folgende Zitat gewidmet:

Der Punkt der Ehrlichkeit beim Betruge. - Bei allen großen Betrügern ist ein Vorgang bemerkenswert, dem sie ihre Macht verdanken. Im eigentlichen Akte des Betruges unter all den Vorbereitungen, dem Schauerlichen in Stimme, Ausdruck, Gebärden, inmitten der wirkungsvollen Szenerie, überkommt sie der Glaube an sich selbst: dieser ist es, der dann so wundergleich und bezwingend zu den Umgebenden spricht. Die Religionsstifter unterscheiden sich dadurch von jenen großen Betrügern, daß sie aus diesem Zustande der Selbsttäuschung nicht herauskommen: oder sie haben ganz selten einmal jene helleren Momente, wo der Zweifel sie überwältigt; gewöhnlich trösten sie sich aber, diese helleren Momente dem bösen Widersacher zuschiebend. Selbstbetrug muß da sein, damit Diese und jene großartig wirken. Denn die Menschen glauben an die Wahrheit dessen, was ersichtlich stark geglaubt wird.

Friedrich Nietzsche. Menschliches - Allzumenschliches. Werke I. Hrsg. Karl Schlechta. Verlag Ullstein GmbH. FfM - Berlin - Wien 1976. S. 487 (487)f.

Nachtrag:
24.06.2008 ca.21:25h

Was ich mir hier erspart habe, kann nun teilweise an anderer Stelle als Kommentar nachgelesen werden.

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Montag, 23. Juni 2008

Die Lobredner der Arbeit


Die Lobredner der Arbeit. - Bei der Verherrlichung der "Arbeit", bei dem unermüdlichen Reden vom "Segen der Arbeit" sehe ich den selben Hintergedanken, wie bei dem Lobe der gemeinnützigen unpersönlichen Handlungen: den der Furcht vor allem Individuellen. Im Grunde fühlt man jetzt, beim Anblick der Arbeit - man meint immer dabei jene harte Arbeitsamkeit von früh bis spät -, daß eine solche Arbeit die beste Polizei ist, daß sie jeden im Zaume hält und die Entwickelung der Vernunft, der Begehrlichkeit, des Unabhängigkeitsgelüstes kräftig zu hindern versteht. Denn sie verbraucht außerordentlich viel Nervenkraft und entzieht dieselbe dem Nachdenken, Grübeln, Träumen, Sorgen, Lieben, Hassen, sie stellt ein kleines Ziel immer ins Auge und gewährt leichte und regelmässige Befriedigungen. So wird eine Gesellschaft, in welcher fortwährend hart gearbeitet wird, mehr Sicherheit haben: und die Sicherheit betet man jetzt als die oberste Gottheit an. - Und nun! Entsetzen! Gerade der "Arbeiter" ist gefährlich geworden! Es wimmelt von "gefährlichen Individuen"! Und hinter ihnen die Gefahr der Gefahren - das Individuum!

Friedrich Nietzsche. Morgenröte. Werke II. Hrsg. Karl Schlechta. Verlag Ullstein GmbH. FfM - Berlin - Wien 1976. S. 129 (1129)f.

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Samstag, 21. Juni 2008

Der Vertrag von Lissabon und das Dilemma Demokratie

Die EU begann einmal als Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Offenbar ist sie das im Wesentlichen bis heute geblieben. Wie sonst hätte es dazu kommen können, dass Regierungen sich wie "Geschäftsführer" aufführen und ihre Bevölkerungen wie Personal behandeln?


[...] ein Volk nennt man frei und versteht darunter, daß es allein nach Gesetzen regiert wird, diese Gesetze aber selbst gegeben hat: denn alsdann befolgt es überall nur seinen eigenen Willen."
Arthur Schopenhauer. Preisschrift über die Freiheit des Willens. in: Werke in fünf Bänden. Band III. Haffmans Verlag AG Zürich. 1988. S. 362


Was ist eigentlich passiert?

  • Man hat einen Vertrag entworfen, der nur dann als angenommen gilt, wenn er von allen Mitgliedsstaaten der EU akzeptiert wird.
  • (Bislang) ein Mitgliedsstaat der EU hat diesen Vertrag nicht akzeptiert.
  • Damit gilt: der Vertrag ist offenbar nicht so angelegt, dass er für alle Vertragspartner als annehmbar anzusehen ist.


Logische Folge: Der Vertrag ist so zu überarbeiten, dass man von ihm allgemeine Akzeptanz erhoffen darf und dann erneut zur Abstimmung vorzulegen. D.h. auch: er muss möglichst kurz, klar und allgemeinverständlich formuliert werden - oder er ist ganz zu verwerfen.

Dass man den Widerspruch der Iren gerade hierzulande nicht einfach akzeptieren mag, ist wenig verwunderlich. Vermutlich gibt es kein zweites anerkannt "demokratisches" Land auf der Welt, in dem man in gleicher Weise wie in Deutschland seit je gewohnt ist "erfolgreich" gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung zu regieren. Angefangen mit der Installation Adenauers und der bedingungslosen Westbindung der BRD (statt Neutralität), über die "Wiederbewaffung", den "Natodoppelbeschluss" bis hin zur "Agenda 2010" und der Einführung der 19%igen Merkel - sorry: "Müntesteuer" - Es wird nicht etwa politisch umgesetzt was das Volk will - nicht einmal: was es "gewählt" hat, sondern, was (nach Ansicht der Regierenden) gut für es ist - und solange die Regierenden in der Folge nicht einmal böse auf die Schnauze fallen, wird halt murrend ausgelöffelt, was sie auskochen. Der Beweis, dass wirklich je "zum Besseren" entschieden worden wäre, kann und muss nicht erbracht werden - wozu auch: es reicht ja hin, dass es immer "noch schlimmer hätte kommen können" - und so kann man im Gegenteil, sich in jedem Fall (schon) das Ausbleiben herbeiphantasierter "noch größerer Katastrophen" von vornherein als Verdienst anrechnen.

Dieses Land, wie auch alle anderen, die sich "demokratisch" zu nennen belieben, gründet sich vorgeblich auf die Mündigkeit seiner Bürger - behandelt diese jedoch als seien sie mehrheitlich prinzipiell unzurechnungsfähig. Nicht einmal den Mut, die Bevölkerung anlässlich der sog. "Wiedervereinigung" über die eigene Verfassung abstimmen zu lassen - wie es im "provisorischen" (ebenfalls per ordre Mufti erlassenen) Grundgesetz vorgesehen war - hat die politische Kaste der BRD aufgebracht. Das sagt eigentlich schon alles.

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Donnerstag, 19. Juni 2008

Sarrazin sucht dringend 5-Euro Job (netto)

Ist Thilo Sarrazin nicht ausgelastet oder hat er womoeglich versehentlich sein Salaer als Senator weggespart?
"Sarrazin hatte dem Politikmagazin "Cicero" auf die Frage nach seinem persönlichen Mindestlohn gesagt: "Für fünf Euro würde ich jederzeit arbeiten gehen. Das wären 40 Euro pro Tag". Dabei geht er vom Nettolohn aus."
Quelle (Tagesspiegel)

Ihr geeignetes Stellenangebot senden Sie bitte an:

Senatsverwaltung für Finanzen
z.H. Thilo Sarrazin
Klosterstraße 59
D-10179 Berlin

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Direkte Demokratie - Ein Buch zum Thema - kostenloser download

Direkte Demokratie.
Fakten, Argumente, Erfahrungen

"Dieses Buch zeigt die aktuellen Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Es ist in sieben Sprachen erschienen. In der deutschen Ausgabe schildert Gerald Häfner die gegenwärtige Situation in Deutschland."

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