Der Crash kommt - kommt der Crash?
Hartmut Finkeldey macht sich bei "Kritik und Kunst" gerade Gedanken über ein mögliches Ende des Dollars:
Mit dieser Annahme dürfte er so falsch nicht liegen, aber ...
... 9000 Milliarden Dollar Schulden sind die eine Seite. Die andere Seite sind die entsprechenden 9000 Mrd. Dollar Guthaben. Rein laienmäßig betrachtet, müssten diese Guthaben von den Kreditgebern ja schon einmal "real" erwirtschaftet worden sein - das jedenfalls sollte wenigstens für jenen Teil der Schulden gelten, der nach Abzug aller aufgelaufenen Zinsanteile noch übrig bliebe, denn die Zinsen hat ja der Kreditnehmer für den Kreditgeber (erst noch) zu erwirtschaften.
Da drängt sich (zunächst) vielleicht die Frage auf, warum etwas, das bereits einmal erwirtschaftet wurde, nicht ein zweites Mal sollte erwirtschaftet werden können - wobei aber - wie oben angedeutet - zunächst einmal geklärt werden müsste, wieviel von dem ganzen Zaster überhaupt tatsächlich für real erzeugte Werte steht und wieviel davon - auf welcher Ebene auch immer - nur ein irreales, womöglich ganz unhaltbares Zinsversprechen repräsentiert. Ein weiteres Teilproblem dürfte überdies wohl darin zu suchen sein, dass praktisch alle realen Werte früher oder später verfallen oder aufgezehrt werden, während die (abstrakten) Geldforderungen praktisch ewig leben - solange jedenfalls bis ihnen irgendein Crash dann doch den Garaus macht.
Die kumulierten Schulden drücken m.E. jedenfalls nicht (nur) einen Geldmangel, sondern zugleich auch einen Geldüberschuss aus, der normalerweise längst zu einer massiven Inflation hätte führen müssen, wenn nicht immer wieder sich ein dummer (Staat) fände, bei dem man seine Kohle selbst dann noch anlegen kann, wenn sie kein anderer mehr haben möchte, oder wenn direkte eigene Investitionen in die "Realwirtschaft" nicht wirklich lohnend erscheinen. Der Staat hat dabei im Grunde keine andere Funktion, als das geliehene Geld quasi doppelt wieder der "realen" Wirtschaft zufließen zu lassen, einmal, indem er es bei ihr ausgibt ("Staatsaufträge", Besoldungen, beihilfen usw.)und zum anderen, indem das bereits ausgegebene Geld wieder abstottert - spätestens am Sanktnimmerleinstag.
Und jetzt komme mir keiner mit "Aber die "staatlichen Investitionen" - kein Staat (sofern er nicht regelrechte Staatswirtschaft betreibt), investiert im engeren - im rein wirtschaftlichen - Sinn. Staaten geben "ihr" Geld ohne direkte Gewinnerwartung aus, bzw. für Projekte die eben keinen direkten monetären Profit versprechen - und die eben deshalb von keinem Unternehmer selbst in Angriff genommen werden würden. Zeigt sich aber, dass aus so einer staatlichen Domäne sich am Ende doch Profit schlagen lässt, dann wird sich "die Wirtschaft" sehr beeilen dieses Feld selbst beackern zu dürfen, Hauptsache die größten "Investitionen" sind bereits gestemmt, die Wasserleitungen, Schienen und Telefonkabel flächendeckend verlegt. "Privatisieren!", lautet dann die Devise, "es weiss doch jeder: der Staat ist ein schlechter Unternehmer!" Stimmt, der kann nicht einmal eine ordentliche Insolvenz anmelden und ist obendrein dumm genug seine wenigen wirtschaftlichen Einnahmequellen zu verschleudern und sich ganz und gar auf den braven Steuerbürger zu verlassen, von dem selbst die FDP Oberpfeife Guido Westerwelle ganz genau weiß: "Die ganz Reichen können sich sowieso aussuchen wo sie ihre Steuern [nicht] zahlen!", weswegen man von ihnen offenbar erst gar keine verlangen sollte, wenn man sie (die Reichsten) denn (im Lande) behalten will. Aber warum sollte man das eigentlich wollen?
Siehe dazu ggf. auch folgende ältere Artikel:
- Zur Staatsverschuldung ( 30. August 2008)
- Anmerkungen zur Wirtschafts- und Finanzkrise
- Horst Köhler und "die KRISE als Chance" oder: Das Mittelmaß im Wolkenkuckucksheim (23. Januar 2009)
- Déjà-vu (II) (21. Juli 2009)
Anmerkung: das Vorstehende nahm als Kommentar zu Hartmuts Artikel seinen Anfang. Weil ich hier in letzter Zeit aber recht wenig geschrieben habe, kriegt Hartmut anstelle eines ausführlichen Kommentars nun nur einen Link hierher. Ich hoffe er verzeiht mir das.
;-)
Nach meinem intuitivem Dafürhalten ist der Dollar nicht mehr zu retten. 9.000 (in Worten: Neuntausend!) Billiarden Dollar Verschuldung! Wie Max Otte schon 2005/06 in "Der Crash kommt" prophetisch schrieb (sein Buch war übrhaupt prophetisch!): Diese US-Staatsverschuldung ist vom US-Steuerzahler beim allerbesten Willen nicht mehr zu wuppen... Intuitiv, als Künstler, nicht als Fachmann, der ich ja nicht bin, sage ich: Die Dollar-Blase wird definitiv platzen.
Mit dieser Annahme dürfte er so falsch nicht liegen, aber ...
... 9000 Milliarden Dollar Schulden sind die eine Seite. Die andere Seite sind die entsprechenden 9000 Mrd. Dollar Guthaben. Rein laienmäßig betrachtet, müssten diese Guthaben von den Kreditgebern ja schon einmal "real" erwirtschaftet worden sein - das jedenfalls sollte wenigstens für jenen Teil der Schulden gelten, der nach Abzug aller aufgelaufenen Zinsanteile noch übrig bliebe, denn die Zinsen hat ja der Kreditnehmer für den Kreditgeber (erst noch) zu erwirtschaften.
Da drängt sich (zunächst) vielleicht die Frage auf, warum etwas, das bereits einmal erwirtschaftet wurde, nicht ein zweites Mal sollte erwirtschaftet werden können - wobei aber - wie oben angedeutet - zunächst einmal geklärt werden müsste, wieviel von dem ganzen Zaster überhaupt tatsächlich für real erzeugte Werte steht und wieviel davon - auf welcher Ebene auch immer - nur ein irreales, womöglich ganz unhaltbares Zinsversprechen repräsentiert. Ein weiteres Teilproblem dürfte überdies wohl darin zu suchen sein, dass praktisch alle realen Werte früher oder später verfallen oder aufgezehrt werden, während die (abstrakten) Geldforderungen praktisch ewig leben - solange jedenfalls bis ihnen irgendein Crash dann doch den Garaus macht.
Die kumulierten Schulden drücken m.E. jedenfalls nicht (nur) einen Geldmangel, sondern zugleich auch einen Geldüberschuss aus, der normalerweise längst zu einer massiven Inflation hätte führen müssen, wenn nicht immer wieder sich ein dummer (Staat) fände, bei dem man seine Kohle selbst dann noch anlegen kann, wenn sie kein anderer mehr haben möchte, oder wenn direkte eigene Investitionen in die "Realwirtschaft" nicht wirklich lohnend erscheinen. Der Staat hat dabei im Grunde keine andere Funktion, als das geliehene Geld quasi doppelt wieder der "realen" Wirtschaft zufließen zu lassen, einmal, indem er es bei ihr ausgibt ("Staatsaufträge", Besoldungen, beihilfen usw.)und zum anderen, indem das bereits ausgegebene Geld wieder abstottert - spätestens am Sanktnimmerleinstag.
Und jetzt komme mir keiner mit "Aber die "staatlichen Investitionen" - kein Staat (sofern er nicht regelrechte Staatswirtschaft betreibt), investiert im engeren - im rein wirtschaftlichen - Sinn. Staaten geben "ihr" Geld ohne direkte Gewinnerwartung aus, bzw. für Projekte die eben keinen direkten monetären Profit versprechen - und die eben deshalb von keinem Unternehmer selbst in Angriff genommen werden würden. Zeigt sich aber, dass aus so einer staatlichen Domäne sich am Ende doch Profit schlagen lässt, dann wird sich "die Wirtschaft" sehr beeilen dieses Feld selbst beackern zu dürfen, Hauptsache die größten "Investitionen" sind bereits gestemmt, die Wasserleitungen, Schienen und Telefonkabel flächendeckend verlegt. "Privatisieren!", lautet dann die Devise, "es weiss doch jeder: der Staat ist ein schlechter Unternehmer!" Stimmt, der kann nicht einmal eine ordentliche Insolvenz anmelden und ist obendrein dumm genug seine wenigen wirtschaftlichen Einnahmequellen zu verschleudern und sich ganz und gar auf den braven Steuerbürger zu verlassen, von dem selbst die FDP Oberpfeife Guido Westerwelle ganz genau weiß: "Die ganz Reichen können sich sowieso aussuchen wo sie ihre Steuern [nicht] zahlen!", weswegen man von ihnen offenbar erst gar keine verlangen sollte, wenn man sie (die Reichsten) denn (im Lande) behalten will. Aber warum sollte man das eigentlich wollen?
Siehe dazu ggf. auch folgende ältere Artikel:
- Zur Staatsverschuldung ( 30. August 2008)
- Anmerkungen zur Wirtschafts- und Finanzkrise
- Horst Köhler und "die KRISE als Chance" oder: Das Mittelmaß im Wolkenkuckucksheim (23. Januar 2009)
- Déjà-vu (II) (21. Juli 2009)
Anmerkung: das Vorstehende nahm als Kommentar zu Hartmuts Artikel seinen Anfang. Weil ich hier in letzter Zeit aber recht wenig geschrieben habe, kriegt Hartmut anstelle eines ausführlichen Kommentars nun nur einen Link hierher. Ich hoffe er verzeiht mir das.
;-)
4 Kommentare:
Hi
besten dank. Wie gesagt, ich bin Laie:
"Die andere Seite sind die entsprechenden 9000 Mrd. Dollar Guthaben."
Ja, das hört man immer wieder. Aber wieviel davon fähjrt als Panzer, also als wertloser Schrott, durch Afghanistan, wieviel davon ist längst verkonsumiert, verjökelt, verjuchheit?
Hartmut
habs etwas missverständlich ausgedrückt, hier ists etwas deutlicher:
http://kritik-und-kunst.blog.de/2009/09/17/us-dollar-fragen-fragen-6987005/#comments
ich lasse mich wirklich gerne darüber belehren, dass diese immensen Schulden ungefährlich sind... nebenbei: nwein, ich war gegen die Schuldenbremse. Die Schuldenbremse bedeutet, dass die falschen zahlen werden.
Ich bin selbst Laie - und ich teile Deinen Standpunkt, dass die Expertenperspektive nicht notwendigerweise die richtigere sein muss.
Hi,
darüber, dass es unabsehbare Folgen haben wird, wenn die USA sich nicht mehr per Staatsanleihen refinanziert bekommen, besteht allerdings auch unter Experten völlige Einigkeit.
Und ich denke eben, es geht nicht mehr darum, OB der Dollar crasht, sondern nur noch darum, WANN.
lg
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