Déjà-vu (II)
Weiland war die Hauptstütze des Thrones der Glaube; heut zu Tage ist es der Credit. Kaum mag dem Papste selbst das Zutrauen seiner Gläubigen mehr am Herzen liegen, als das seiner Gläubiger. Beklagte man ehemals die Schuld der Welt, so sieht man jetzt mit Grausen auf die Schulden der Welt und, wie ehemals den jüngsten Tag, so prophezeit man jetzt den universellen Staatsbankrott, jedoch ebenfalls mit der zuversichtlichen Hoffnung, ihn nicht selbst zu erleben.
Arthur Schopenhauer. Werke in fünf Bänden. Band V. Parerga und Paralipomena II. Haffmans Verlag AG. Zürich 1988. S.235
Die Staatsschuld, d.h. die Veräußerung des Staats - ob despotisch, konstitutionell oder republikanisch - drückt der kapitalistischen Aera ihren Stempel auf. Der einzige Teil des sogenannten Nationalreichtums, der wirklich in den Gesamtbesitz der modernen Völker eingeht ist - ihre Staatsschuld. [...] Der öffentliche Kredit wird zum Credo des Kapitals. Und mit dem Entstehen der Staatsverschuldung tritt an die Stelle der Sünde gegen den heiligen Geist, für die keine Verzeihung ist, der Treubruch an der Staatsschuld.
Karl Marx. MEW Band 23. Das Kapital, erster Band. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.782.
Dort wo die öffentliche Schuld einmal eine bestimmte Höhe überschritten hat, ist es meines Wissens kaum gelungen, sie auf gerechte Weise und vollständig zurückzuzahlen. Sofern es überhaupt gelang, die Staatsfinanzen einigermaßen in Ordnung zu bringen, bediente man sich stets dazu des Bankrotts, den man bisweilen auch unverhohlen zugegeben hat, und selbst dort, wo häufig Rückzahlungen nominal geleistet wurden, blieb es in Wirklichkeit ein echter Bankrott.
Adam Smith. Der Wohlstand der Nationen. DTV 1990. S.803
Die Anleihen befähigen die Regierung außerordentliche Ausgaben zu bestreiten, ohne daß der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge höhere Steuern. Andrerseits zwingt die durch Anhäufung nacheinander kontrahierter Schulden verursachte Steuererhöhung die Regierung, bei neuen außerordentlichen Ausgaben stets neue Anleihen aufzunehmen. [...] Die moderne Fiskalität, deren Drehungsachse die Steuern auf die notwendigsten Lebensmittel (also deren Verteurung) bilden, trägt daher in sich selbst den Keim automatischer Progression. Die Überbesteuerung ist nicht Zwischenfall, sondern vielmehr Prinzip. In Holland wo dieses System zuerst inauguriert, hat daher der große Patriot de Witt es in seinen Maximen gefeiert als das beste System, um den Lohnarbeiter unterwürfig, frugal, fleißig und ... mit Arbeit überladen zu machen.
Karl Marx. MEW Band 23. Das Kapital, erster Band. Karl Dietz Verlag. Berlin 2001. S.784.
Immerhin: Sicher ist, dass es im Falle des Staatsbankrotts nicht die Gläubiger (Banken) sind, die die Verluste tragen. Schließlich besteht ein Staat für gewöhnlich aus lauter Staatsbürge
Nachbemerkung:
Es ist übrigens Jacke wie Hose, ob der Staat die Banken "rettet", indem er sich bei ihnen Geld leiht, das er für diese großmütige Tat benötigt, oder ob er die ganzen Gauner einfach den Bach runtergehen ließe. Im zweiten Fall wäre er bloß schneller bankrott, denn der weitaus größte Teil des Volksvermögens existiert nur noch in Form von (Bank-)Guthaben oder Kredit (Tendenz weiter steigend). Sind die Banken aber pleite, dann ist auch der Staatshaushalt perdu und der größte Teil des pekuniären Volksvermögens obendrein. Mit anderen Worten: Die Zeche geht in jedem Fall auf Kosten der Allgemeinheit. Verlasst Euch drauf.
Mehr dazu:
Zur Staatsverschuldung ( 30. August 2008)
Anmerkungen zur Wirtschafts- und Finanzkrise( 28. Dezember 2008)
Horst Köhler und "die KRISE als Chance" oder: Das Mittelmaß im Wolkenkuckucksheim (23. Januar 2009)
1 Kommentare:
Für mich ist das ganze von vornherein absurd. Banken erschaffen das Geld durch verleihen. Sie kriegen dafür Zinsen. Die Garantien das das GEld etwas Wert ist macht in jedem Fall der Staat. Das heißt doch, dass der Staat genausogut Geld drucken könnte. Nur das in einem Fall Zinsen fällig sind im anderen nicht. Sehe ich das flasch (ich hoffe es).
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