Selten dämlich ...
... ist der "Kommentar" zum Armutsatlas von Nikolaus Blome in der BILD .
Blome behauptet, die Berechnung sei ein "Taschenspielertrick" und "beweist" das wie folgt:
Lieber Herr Blome,
wenn "morgen tausend neue Millionäre nach Deutschland" kommen, so steigt nicht etwa das Durchschnittseinkommen, sondern (zunächst) nur das Durchschnittsvermögen. Und wenn es richtig wäre, dass Millionäre, die das Land verlassen, die im Lande Bleibenden durch ihren Umzug "reicher" machen, müssten wir uns - angesichts zahlreicher vorbildlicher Großverdiener wie etwa den Ex-Sportskanonen Schuhmacher und Beckenbauer oder dem Milchmogul Müller - ja jetzt schon vor Reichtum kaum retten können.
Bleibt noch anzumerken, dass man Menschen, die - wie Sie es in Ihrem Schlusssatz tun - etwa ins Haus stehende Maßnahmen zur Armutsbekämpfung implizit als "Gleichmacherei" denunzieren, eigentlich empfehlen möchte, sich am besten selbst gleich davon zu machen. Die Schweiz ist ja nicht weit. Und mit jedem Dummbeutel der dieses Land verlässt, nimmt - Ihrer Logik folgend - auf jeden Fall ja wenigstens die geistige Armut entsprechend ab.
Blome behauptet, die Berechnung sei ein "Taschenspielertrick" und "beweist" das wie folgt:
Kommen morgen tausend neue Millionäre nach Deutschland, steigt das Durchschnittseinkommen – und wir haben rechnerisch, oh Schreck, noch „mehr Arme“, die darunter liegen. Verlassen tausend Millionäre das Land, sinkt plötzlich auch die Zahl der „Armen“.
Lieber Herr Blome,
wenn "morgen tausend neue Millionäre nach Deutschland" kommen, so steigt nicht etwa das Durchschnittseinkommen, sondern (zunächst) nur das Durchschnittsvermögen. Und wenn es richtig wäre, dass Millionäre, die das Land verlassen, die im Lande Bleibenden durch ihren Umzug "reicher" machen, müssten wir uns - angesichts zahlreicher vorbildlicher Großverdiener wie etwa den Ex-Sportskanonen Schuhmacher und Beckenbauer oder dem Milchmogul Müller - ja jetzt schon vor Reichtum kaum retten können.
Die Unterschiede in Deutschland haben viele Wurzeln, manche reichen Jahrhunderte zurück.Welch grandiose Analyse. Zu dumm nur, dass es bei sich bei dem vorgelegten Armutsatlas nicht um ein Geschichtswerk, sondern um eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Lage handelt. Und immerhin: dem Atlas liegt eine hinreichend genau benannte Definition von Armut zu Grunde. Eine Definition, die Sie offensichtlich für überflüssig halten, denn eine Alternative bieten sie nicht an. Da fragt sich freilich wie Sie - ohne Definition - Ihre Bemerkung, dass Bayern "[v]or Jahrzehnten fast noch ein Agrar-Armenhaus" gewesen sei, belegen wollen. Muss man nicht definieren, meinen Sie? Das sei doch offensichtlich so gewesen? - Ah ja.
Daran ändert auch keine Statistik etwas, die Armut wahllos definiert, um Gleichmacherei zu rechtfertigen.
Bleibt noch anzumerken, dass man Menschen, die - wie Sie es in Ihrem Schlusssatz tun - etwa ins Haus stehende Maßnahmen zur Armutsbekämpfung implizit als "Gleichmacherei" denunzieren, eigentlich empfehlen möchte, sich am besten selbst gleich davon zu machen. Die Schweiz ist ja nicht weit. Und mit jedem Dummbeutel der dieses Land verlässt, nimmt - Ihrer Logik folgend - auf jeden Fall ja wenigstens die geistige Armut entsprechend ab.
3 Kommentare:
Das Dumme ist, dass die Armutsbegriffe an sich schon wertbeladen sind. So lässt sich jegliche Armut relativieren. Sieht mensch auch schön an solchen tollen Begriffen wie "Armutsgefährdung". Wer den letzten Armuts- und Reichtumsbericht gelesen hat, wird von diesen Begriffen geradezu erschlagen. Dort konnte mensch dann den Eindruck haben, dass es sowas wie Armut bei uns gar nicht gibt. Faktisch wurde das im Bericht selbst auch "hinwegdefiniert", indem gesagt wurde (O-Ton): Wir haben hier ein Sozialsystem, dass das soziokulturelle Existenzminimum sichern soll ... und weil es das gibt, gibt es auch keine Armut, sondern allenfalls "Armutsrisiken".
Auf dieser Schiene wurde üblicherweise argumentiert, um die sozialen Missstände - egal von wem präsentiert - öffentlich der Lächerlich preis zu geben und damit zu diskreditieren.
Was übrigens auch wieder auffällt, ist der "Haken", den Blome sofort zum Begriff der "Gerechtigkeit" schlägt und zwar mit einer Art "Umkehr": "Aber 'ungleich' heißt nicht automatisch auch 'ungerecht'.".
Da soll wohl wieder dem Marktgesetz, wonach "Ungleichheit" ein Leistungsanreiz darstellt, das Wasser geredet werden? Naja, vielleicht sollte dem Herrn Blome mal einer erzählen, dass Gleichheit nicht das Gleiche ist, wie Gleichwertigkeit ... so wie es m.E. im Grundgesetz verlangt wird.
Arbo
nach der blome-logik hat folgender satz zwei bedeutungen:
"wenn ich tot bin, gibt es weniger arme in deutschland."
das kann heißen: 1. ich war arm. 2. ich war multimillionär oder gar milliardär.
Bildblog.de hat die Thesen dieses Herrn Blohme übrigens wunderbar auseinandergepflückt. Denn siehe da, der, der da einen "Taschenspielertrick" vermutet, um Armut zu definieren, wo keine ist, bedient sich selbst eines solchen, um sie wegzudefinieren.
Das Durchschnittseinkommen ist nämlich gar nicht die Basis der Berechnung der "relativen Armut", sondern der sogenannten Median. Und da ändern ein paar tausend Millionäre mehr oder weniger reinweg gar nichts an der Armutsgrenze:
http://www.bildblog.de/8055/mittellose-milchmaedchen/
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