Benno Ohnesorg wurde von einem Arschloch erschossen
Aber das zu berichten ist - schon, weil sich das sowieso jeder denken kann - nicht ausreichend, jedenfalls nicht für eine Meldung, mit deren Hilfe sich Auflage und Klickrate auch 42 Jahre nach der Tat noch einmal verlässlich steigern lassen soll. Und außerdem schimpft man einen deutschen Polizisten nicht ungestraft Arschloch. Da ist es dann doch höchst willkommen, wenn man das Arschloch als (ehemaligen) Stasi-Spitzel outen kann (Zumal es sich beim Zweiten mehrheitlich ohnedies bloß um eine Untermenge des Ersten handeln dürfte). - Sorry - als mutmaßlichen Mitarbeiter des MfS natürlich.
Dazu zunächst ein paar Headlines vom Tage:
Die Süddeutsche verwendet für ihre Headline immerhin Anführungszeichen, kennzeichnet sie dergestalt also als Zitat - ohne freilich zu verraten wer hier zitiert wird - und relativiert dann auch und zwar im anspruchsvollen Zick-Zack Verfahren:
Die FAZ, auf die sich die Süddeutsche als Quelle beruft, relativiert freilich nicht:
Dass BILD ebenfalls nicht relativiert, versteht sich wohl von selbst:
Bereits vor zwei Jahren äußerte sich das mutmaßliche Arschloch Kurras gegenüber dem Stern übrigens wie folgt:
Nachbemerkung:
Beim Tagesspiegel findet sich unter anderem folgender Leserkommentar:
Aber gewiss doch. Man wird - vermutlich mit großer Genugtuung - in diesem Zusammenhang nunmehr überall in den Geschichtsbüchern das Wort "Polizist" schleunigst durch "Stasi-Agent" ersetzen und selbst noch der bravste und untertänigste Leser wird bei der Lektüre dieser Schriften fortan ungestraft und ohne Gewissensbisse lauthals "So ein Arschloch!" ausrufen dürfen. Schöne heile Welt.
Dazu zunächst ein paar Headlines vom Tage:
Ohnesorgs Todesschütze war IM
Der frühere Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, soll unter dem Decknamen "Otto Bohl" jahrelang für die Stasi gearbeitet haben. (Tagesspiegel)
Benno Ohnesorg wurde von Stasi-Spitzel getötet
2. Juni 1967. Benno Ohnesorg liegt sterbend am Straßenrand in Berlin. Die Studentin Friederike Dollinger kümmert sich um den jungen Mann. Er wurde von Karl-Heinz Kurras erschossen - über den jetzt bekannt wurde, dass er Stasi-Mann gewesen sein soll... (Welt)
Ohnesorg von Stasi-Spitzel erschossen
– unbekannt war bis heute, dass der Polizist Karl-Heinz Kurras offenbar ein Stasi-Mitarbeiter war. Kurras, der Ohnesorg unter bis heute ungeklärten Umständen getötet hat, sei ein Stasi-Spion und Mitglied der SED gewesen ist [! man würdige diese geradezu revolutionäre Grammatik: der konjunktivistische Indikativ], berichten das ZDF und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Erkenntnisse der Birthler-Behörde. (OP-online.de)
Die Süddeutsche verwendet für ihre Headline immerhin Anführungszeichen, kennzeichnet sie dergestalt also als Zitat - ohne freilich zu verraten wer hier zitiert wird - und relativiert dann auch und zwar im anspruchsvollen Zick-Zack Verfahren:
"Ohnesorg von Stasi-Spitzel erschossen"
Neue Erkenntnisse im Fall Benno Ohnesorg: Der Polizist, der den Studenten 1967 ermordete, soll nach Medienberichten Stasi-Spitzel und SED-Mitglied gewesen sein.
Der Student Benno Ohnesorg ist 1967 in Berlin offenbar von einem Stasi-Mitarbeiter erschossen worden. Der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras, der den Studenten unter bis heute ungeklärten Umständen getötet hat, sei ein Stasi-Spion und Mitglied der SED gewesen ist, berichten das ZDF und die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Erkenntnisse der Birthler-Behörde.
Die FAZ, auf die sich die Süddeutsche als Quelle beruft, relativiert freilich nicht:
Stasi-Mitarbeiter erschoss Benno Ohnesorg
Der Polizist Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg aus nächster Nähe erschoss, war Mitglied der SED und Inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Dass BILD ebenfalls nicht relativiert, versteht sich wohl von selbst:
Stasi-Spion erschoss Benno Ohnesorg
Der Berliner Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras (heute 81), der den Studenten während einer Demonstration beim Schah-Besuch am 2. Juni 1967 erschossen hatte – ein Stasi-Spitzel.
Bereits vor zwei Jahren äußerte sich das mutmaßliche Arschloch Kurras gegenüber dem Stern übrigens wie folgt:
Heutige Polizisten würden viel zu selten von der Schusswaffe Gebrauch machen. Er könne vielleicht einen Schlag abbekommen, aber keinen zweiten. "Dann ist der Junge aber vom Fenster. Fehler? Ich hätte hinhalten sollen, dass die Fetzen geflogen wären, nicht nur ein Mal; fünf, sechs Mal hätte ich hinhalten sollen. Wer mich angreift, wird vernichtet. Aus. Feierabend. So iss das zu sehen."Im selben Artikel ist zuvor noch zu lesen:
Der Rücken Ohnesorgs, das habe Kurras selbst gesehen, sei voller Striemen gewesen, und er schließt daraus noch heute: "Das muss ja ein ganz Schlimmer gewesen sein." Richter Geus hielt in seinem Kurras freisprechenden Urteil fest: "Es besteht leider der dringende Verdacht, dass auf Ohnesorg auch dann noch eingeschlagen wurde, als er tödlich getroffen bereits am Boden lag."Was mich befürchten lässt: Ein Arschloch kommt selten allein; und: Pack verträgt sich und dann schlägt's Dich.
Nachbemerkung:
Beim Tagesspiegel findet sich unter anderem folgender Leserkommentar:
die ohnehin schmuddelige Geschichte der 68er muss neu geschrieben werden
Aber gewiss doch. Man wird - vermutlich mit großer Genugtuung - in diesem Zusammenhang nunmehr überall in den Geschichtsbüchern das Wort "Polizist" schleunigst durch "Stasi-Agent" ersetzen und selbst noch der bravste und untertänigste Leser wird bei der Lektüre dieser Schriften fortan ungestraft und ohne Gewissensbisse lauthals "So ein Arschloch!" ausrufen dürfen. Schöne heile Welt.
7 Kommentare:
Nun kann man die Studentenunruhen, die nach dem Tod Ohnesorgs rabiater wurden, auch noch der DDR in die Schuhe schieben. Oh Wunder, dass das gerade gut zur aktuellen Tagesdiskussion paßt, wonach die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei. BILD-Tiedje schrieb ja kürzlich, dass die Armut der Menschen im Osten des Landes ebenso aus der DDR herrührt. Wenn es die DDR nicht gegeben hätte, müßte man sie erfinden. Sie ist flexibel einsetzbar und für jeden Spaß als allgemeiner Sündenbock zu haben.
also - ich denke mal, da stimmt so gut wie nichts, es passt nur so gut zu den 60 jahr jubelfeiern. und jetzt, wo dann auch noch "enthüllt" worden ist, daß die studentenunruhen der 60er durch die stasi initiiert worden sind, gibt es auch nicht den allerkleinsten grauen fleck in 60 jahren brd. und zur berichterstattung - zdf- ein kriminalmeister als topspion, gleichzusetzen mit felfe etc. - na ja.........
Fuer die Tat ist ja vollkommen unerheblich, ob Kuras ein Stasi-Mitarbeiter war oder nicht. Denn nach allem, was dazu in den Artikeln (noch) zu lesen ist, schoss er ja nicht als IM auf Ohnesorg, sondern als Westberliner Polizist. - Die Headlines drehen das aber implizit um. Damit verschwindet die Polizei aus dem Focus. Wenn man dereinst beim Namen Kuras automatisch "Stasi" denken wird, ist der Fisch endgueltig geputzt.
Dreister Fall von Geschichtsklittung und Wahlk(r)ampf. Einige Herren scheinen eine derart krasse Angst vor der Linkspartei zu haben, sodass sie jedwede subversive Methode benutzen, um sie zu diskreditieren.
Denn Linkspartei=SED=Stasi=Benno Ohnesorg Mörder. Aber solch eine Headline ist natürlich reiner Zufall.
Schön wie Kurras für die LInke nun vom Saulus zum Paulus wird.
@anonym
Kurras wird ganz sicher nicht zum Paulus erklärt. Wie kommst Du darauf?
ich denke mir, das war so:
kurras erschießt im auftrag der stasi einen x-beliebigen studenten, um die stimmung gegen die westdeutsche regierung aufzuheizen.
und wenn es nicht so war, so war kurras auf keinen fall ein dirty harry. dazu fehlte ihm die magnum.
Kommentar veröffentlichen