Mittwoch, 16. April 2008

"Es gibt auch ein Grundrecht auf Dummheit"

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... so unser Ruck-Zuck Ex-Praesident Roman Herzog in der BILD vom (Vor)Tage. Ich habe natuerlich gleich mal im Grundgesetz nachgeschlagen, konnte einen entsprechenden Artikel dort jedoch beim besten Willen nicht aufspueren. Dessen ungeachtet scheint Herzog dieses "Grundrecht" fuer sich selbst allerdings zunehmend in Anspruch zu nehmen:

"BILD: Herr Bundespräsident, Ihre berühmte "Ruckrede" liegt fast genau elf Jahre zurück. Warum hat sich Deutschland nicht so bewegt, wie Sie es wollten?
Roman Herzog: Weil sich das Volk nicht bewegt. Es gibt zwar eine gewisse Bereitschaft zu Veränderungen. Aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren.
BILD: Warum fehlt es an Führung?
Herzog: Die beiden politischen Lager, die eine kleine Koalition bilden können, sind annähernd gleich groß. Das heißt: Jeder falsche Schritt kann die Mehrheit kosten. Also stehen die politischen Parteien eher still. Trotzdem: Irgendjemand müsste vorausgehen, Vertrauen schaffen - und mal wieder echte Begeisterungsstürme auslösen.
[...]
BILD: Wird sich in dieser Lage überhaupt noch ein Politiker trauen, schmerzhafte Reformen anzugehen?
Herzog: Reformen fallen einer großen Koalition schwer. Wenn eine kleine Koalition regiert, können Sie wirklich kämpfen. Zwar hat eine kleine Koalition bei tiefgreifenden Reformen immer die jeweils andere Volkspartei an der Spitze von Massendemonstrationen auf der Straße. Aber das kann eine charismatische Führung durchstehen.

Den Kommentar dazu moechte ich ausnahmsweise mal einem anderen Konservativen ueberlassen:

"In einer charismatischen Gemeinschaft von Führern und Gläubigen, von Herren und Jüngern, gibt es keine rechtlichen, d..h. in Gegenseitigkeitsansprüchen versachlichten sozialen Beziehungen; die starke persönliche Abhängigkeit der 'Jünger' vom 'Herrn', der Gläubigen vom Heilsvermittler, läßt keine Anstellung, keine Laufbahn, keine Absetzung ohne Positionsbehauptung, also keine sachliche Reglementierung einer Aufgabenverteilung zu; ein Recht in Form eines gegenseitigen Sachanspruchs, eines 'Vertrags', der gegenseitige Pflichten und Freiheiten schaft, entspricht nicht der Heilsherrschaft. Hier ist der Führer dem über allem thronenden Heil verpflichtet, die Anhänger sind aber ebenso dem absoluten 'Vermittler' dieses Heils unterworfen. Was 'Gesetz des Handelns' ist, bestimmt der 'Führer' im Namen des Heils. Vorhandene Rechtsverbindlichkeiten des sozialen Zusammenhanges, geltende Gesetze, verlieren ihre Verbindlichkeit gegenüber der Heilsdurchsetzung. So ist es ein Kennzeichen der charismatischen Heilsherrschaft, daß an die Stelle der geltenden Rechtsgesetzlichkeit die personale Entscheidung des Heilsvermittlers tritt: 'Es steht geschrieben ... ich aber sage euch', diese Form des Führerbefehls, der an die Stelle von Gesetz und Traditionen tritt und diese aufhebt, kennzeichnet ebensowohl die religiöse wie die politische Heilsherrschaft."
Helmut Schelsky. Die Arbeit tun die anderen. Deutscher Taschenbuch Verlag. Opladen 1977. S.61

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