"Im brasilianischen Urwald ist ein Indianerstamm entdeckt worden, der noch nie zuvor Kontakt zur Außenwelt hatte. Den Behörden gelangen sensationelle Bilder: Wütende Krieger, bemalt mit roter Farbe, schießen Pfeile auf ein Flugzeug ab."
Quelle (SPON)
Gerade war ich noch am ueberlegen, was ich wohl zu dieser
Meldung bei SPON und anderswo schreiben koennte, da entdeckte ich, dass auf
law blog schon ein Beitrag dazu existiert. Okay, dann kommentiere ich eben den. Hier wie dort.
Auf law blog wird unter der Ueberschrift
die Frage gestellt,
ob es richtig ist, diese Menschen von oben herab von der Zivilisation auszuschließen. Ist es zum Beispiel in Ordnung, wenn in solchen Dörfern Kinder an Krankheiten sterben, die jeder Arzt mit einem Medikamentenkoffer problemlos retten könnte? Wer sagt denn, dass die Stammesangehörigen auch vor der Zivilisation geschützt werden wollen? Ihr Dorf sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre der Alltag paradiesisch. Natürlich ist es möglich, dass die Menschen vom Kontakt mit der Außenwelt überfordert sind. Aber rechtfertigt das, die Indianer in einem Ethnik-Zoo zu halten? Zumal der Kulturschock ja in absehbarer Zeit ohnehin eintreten wird. Journalisten und Abenteurer werden sicher nicht zögern und sich auf die Suche nach den jetzt zur Schau gestellten Stämmen machen."
Fuer mich stellt sich die Frage anders: welches Recht haetten wir, diese Menschen “von oben herab” in die Zivilisation einzuschliessen? Schon, dass wir uns die Frage stellen und uns mithin anmassen, darueber befinden zu duerfen, was fuer diese Menschen das “Bessere” sein koennte, zeigt unseren Mangel an Respekt. Im Laufe der europaeischen Geschichte haben "wir" schon genug “Wilde” zu Tode gerettet, damit sollte langsam Schluss sein. Das wird natuerlich - ich weiss es - ein frommer Wunsch bleiben. Vermutlich sind schon die ersten (der letzten) “Entdecker” dabei, ihre Survivalpacks zu schnueren und irgendwelche Ethnologiedoktoranden versuchen eben denen - in bester Absicht, versteht sich - noch zuvorzukommen. Vielleicht bietet sich hier ja die letzte Gelegenheit, sich mit dem zweifelhaften Ruhm eines interethnischen Erstkontaktes zu bekleckern. Das wird sich mancher Ehrgeizling nicht entgehen lassen wollen. Und die Frage, was die "Wilden" (was m.E. eine vollkommen unzutreffende und beleidigende Bezeichnung ist; diese Menschen sind keinen Wilden, wir machen sie dazu) selbst wollen, eruebrigt sich in dem Moment, in dem "wir" sie ihnen stellen. - Genau dann werden sie eben gar nicht mehr waehlen koennen, denn "wir" werden tat-saechlich (ueber sie) entschieden haben. Das Beste waere gewesen, die Hubschrauberbesatzung haette auf die Photographiererei verzichtet und auch ansonsten die Schnauze gehalten. Dem war nicht so, mithin: Die Jagdsaison ist eroeffnet.
Halali und Waidmanns Heil.
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