Dienstag, 28. April 2009

Prima leben dank Hartz IV?

So langsam scheint es an der Zeit sich Gedanken darüber zu machen, wer denn eigentlich für die immensen Kosten, die den Volkswirtschaften im Zuge der gegenwärtigen Wirtschaftskrise entstehen werden, einmal aufkommen soll. Klar ist: die "Eliten" werden es nicht sein, denn die haben ja - infolge ihrer verwegenen Spekulationen - schon am meisten verloren und müssen unbedingt gerettet werden, da ohne sie der Laden gar nicht läuft. Klar ist auch: den Mittelstand kann man auf gar keinen Fall stärker belasten, denn den braucht man ja als Stimmvieh. Bleiben also vor allem Einsparungen bei Sozialleistungen, denn dass die notwendig sind, kann man - selbst bei weiter steigender Zahl der Betroffenen - der (noch) gutsituierten, arbeitsamen Mehrheit wohl noch am ehesten vermitteln. Wichtig ist dabei, dass man die Leute beizeiten an den Gedanken gewöhnt, dass Kürzungen der Sozialleistungen in absehbarer Zeit sowohl unvermeidlich als zugleich auch absolut vertretbar sein werden, und darum wohl lässt man schon jetzt hier und dort den einen oder anderen propagandistischen Versuchsballon aufsteigen.

Gregor Hoffmann, sozialpolitischer Sprecher der CDU Fraktion im Berliner Senat gab schon einmal einen düsteren Ausblick auf das kommende Jahr nach der Bundestagswahl. Aufgrund des prognostizierten massiven Anstiegs der Erwerbslosigkeit sei "bereits zum heutigen Zeitpunkt klar, daß der Status Quo der Leistungsangebote nicht beibehalten werden kann", so Hoffmann. Der Anhebung des Arbeitslosengeld II Regelsatzes im Juli 2009, wird im kommenden Jahr eine Leistungskürzung folgen. Im "kommenden Jahr wird es eine Reduzierung geben", so der CDU Politiker.
Quelle: gegen-hartz.de

Als äußerst hilfreich dürfte es sich erweisen, den Menschen im Lande zusätzlich die "Wahrheit über Hartz IV" und die bei ALG2 Empfängern vorhandenen erheblichen Einsparpotentiale näher zu bringen und diese Wahrheit sieht dann, wenn man der BILD glauben darf (was natürlich nicht der Fall ist) etwa wie folgt aus:
"Ich verstehe dieses Gejammer nicht. Hartz IV reicht!" Das sagt nicht etwa ein Politiker, sondern der ALG-II-Empfänger Wilfried Fesselmann (49) aus Gelsenkirchen.

Der gelernte Kaufmann ist seit 2001 arbeitslos. Seit 2004 leben er, Ehefrau Marion (44) und ihre drei Kinder von Hartz IV. Insgesamt bekommt die Familie 1335 Euro (Regelleistung) plus 700 Euro für Miete und Nebenkosten.
[...]
Wilfried: "Alles in allem sparen wir im Monat bis zu 250 Euro." Damit bauen sie Schulden ab, sparen den Rest. Für Sohn Domenik, Tochter Lisa, und Sohn Felix fällt sogar Taschengeld ab.

Muss die Familie überhaupt auf etwas verzichten? Wilfried: "Nein. Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen. Das einzige was mir wirklich fehlt, ist ein Job."

Roberto de Lapuente hat in seinem blog ad-sinistram bereits auf einige Ungereimtheiten, die sich im oben zitierten Artikel finden, hingewiesen und dabei auch darauf aufmerksam gemacht, dass es der Protagonist mit der Wahrheit gemeinhin wohl nicht allzu genau nimmt. Ein wenig google Recherche, angeregt auch durch diesen Beitrag bei Lumperladen, bestätigt dies und es zeigt sich: Der angebliche Langzeitarbeitslose Wilfried Fesselmann ist in Wirklichkeit offenbar ein versierter Langzeitarbeitslosendarsteller, der sich über Auftragsmangel in der Vergangenheit nicht beklagen konnte, war er doch - nebst Familie - bereits vor Jahren mehrfach in der Rolle als armer aber im Grunde glücklicher ALG2 Empfänger im Fernsehen zu bewundern. So z.B. bei pro7 in der Doku-Soap "We are Family", in der die Geschichte und Situation der Familie Fesselmann wie folgt dargestellt wurde.

We are Family,
pro7, Erstausstrahlung am 18.April 2007

Teil I
Wilfried Fesselmann (39) lebt mit seiner Familie von ALG2 und versucht nach neun Jahren einen Job zu finden. Solange das nicht klappt, sammelt er Sperrmüll, den er aufgearbeitet auf Flohmärkten vertickt um das karge Familieneinkommen aufzubessern. Wie bestellt liegt auf der Straße auch gleich ein portabler Fernseher herum, den er nach Hause schleppt und zur Freude von Gattin Marion (42) prompt zum Laufen bringt. Früher, so erzählt Fesselmann, sei er Geschäftsführer einer Baufirma gewesen, bis die Pleite machte. Damals sei er "nur in Armanianzuegen rumgelaufen oder - hier - gute Jeans Marken - is natürlich 'n Unterschied, klar." Trotz vieler Umschulungen, so erfahren wir weiter, hat der 39-jährige danach nie wieder einen Job bekommen. Kommentar: "Der soziale Abstieg wird von einer schweren psychischen Krankheit begleitet". Wilfried lässt die Zuschauer wissen, dass er unter "Agoraphobie" leide und beim Autofahren häufig von Panikattacken heimgesucht werde. Dazu sei angemerkt, dass es sich bei Agoraphobie um "Platzangst" handelt - die Angst große, offene Plätze zu betreten oder zu überqueren. Offenbar hat man den guten Wilfried in diesem Punkt nur recht schlampig instruiert. Frau Marion träumt indes davon, sich kreativ austoben zu dürfen und dabei kommerziellen Erfolg zu haben und bessert das Einkommen mit Bastelarbeiten auf. Sie bemalt so ziemlich jedes verfügbare Möbelstück in einigermaßen scheußlicher Manier, was ihr Beifall und Bewunderung im Kreise ihrer Freundinnen einbringt. Marion Fesselmann findet es "gut wenn man ohne Geld auch klark ..teilweise klarkommt." Für die nähere Zukunft plant sie einen Gebrauchtmöbelladen zu eröffnen, mit angeschlossenem ebay-shop und Kreativberatung.

Teil II
Ein vermeintlich geeignetes Ladenlokal hat sich Familie Fesselmann bereits ausgeguckt: Miete 250 Euro plus 40 Euro Nebenkosten. Dazu kommen freilich noch Strom und Versicherungen, und so werden die Fesselmanns mit insgesamt 690 Euro an monatlichen Fixkosten rechnen müssen. Der "Business-Berater" der örtlichen Diakonie, den Marion und Wilfred in Begleitung ihres Sohnes Felix vorsichtshalber zwecks Beratung aufsuchen, meint, das Vorhaben sei eine Überlegung wert. "Das mit dem Laden kann klappen, muss es aber nicht."

Auf dem Heimweg geht die Familie Pfandflaschen bei Bekannten abholen. Kommentar: "Geld fehlt an allen Ecken und Enden, aber wie man etwas dazuverdient weiss sogar schon der kleine Felix." Das Pfandflaschenbusiness ist die Domäne von besagtem Felix, dem jüngsten Spross der Familie. Im Januar hatte er einen schweren Unfall (Schädelbruch), Felix sei eine Abdeckplatte von einer Laterne auf die Stirn gefallen, berichtet Vater Fesselmann. Die Fesselmanns wollen die Stadt Essen wegen des Unfalls auf Schadenersatz verklagen. Vorher muss Felix aber in die Reha. 700 Euro pro Monat bleiben der Familie zum Leben, etwas mehr als 4 Euro pro Tag und Person. Am Ende des zweiten Teils lernen wir auch noch Tochter Lisa (11) kennen, die Vater Fesselmann zufolge "n bisschen in ihrer Traumwelt" lebt.

Teil III
Nun begleiten wir die Fesselmanns beim Lebensmittelkauf im Sonderpostenladen. 400-500 Euro gibt die Familie monatlich für Lebensmittel aus. Schnäppchen werden auf Vorrat gekauft und eingefroren. Zeit den ältesten Sohn vorzustellen: Dominik ist 13 und besucht eine Gesamtschule. Er ist das Problemkind, "diskutiert sehr viel" und "nimmt die Schule nicht ernst". Vati schreibt fleißig Bewerbungen am Laptop. Er sei gelernter Kaufmann und habe eine Fortbildung zum Web-Designer gemacht, erfahren wir. Alles vergebens. "Marion und Wilfried sind ein Team. Sie halten zusammen. Das macht stark." Bei der Gartenarbeit klingelt das Handy .."Wilfried hatte sich schon vor einigen Wochen um eine attraktive Weiterbildung beworben .."

Teil IV
Herr Bernd von der BfW in Oberhausen lädt zum Beratungsgespräch. Wilfried ist happy - oder tut jedenfalls so -, Marion kommen die Tränen. Wilfried war vor zehn Jahren noch "stolzer Besitzer eines Porsche" In seinem alten Job damals als Betriebsleiter habe er 10.000 DM verdient - brutto, erzählt er. Nur Armanianzüge habe er damals getragen: "ich hab auch noch Teile im Schrank, wo ich jetzt auch nicht mehr reinpass .." Man macht sich auf die Suche nach einem Ladenlokal für Marion. Wilfried: "Sie kann das - is natürlich gewagt, vom finanziellen her. Wenn alles klappt gehn wa mal zusammen schön essen." Dominik hat einen Job als Zettelverteiler. Alle haben ein Handy - nur er nicht. Das soll sich ändern.

Teil V
Eine Flohmarktaktion soll den Fesselmanns zu Marions erster Ladenmiete verhelfen (Miete und Kaution). 500 Euro sind schon angespart, mindestens weitere 150 Euro soll der Flohmarkt bringen. Wilfried kriegt wieder seine Panikattacke, deshalb muss Marion den vollbepackten Wagen zum Markt steuern. Kaum haben die beiden ihr Gerödel ausgepackt da klingelt das Handy. Die beiden älteren Kinder rufen an, weil sie sich sich zu Hause zanken. Also wird die Aktion abgebrochen. Zu Hause angekommen hält Marion ihrem Nachwuchs eine Gardinenpredigt und mehr fordert "mehr Unterstützung" von ihren Kindern. Anschließend wird Kassensturz gemacht. Das Ergebnis: 126 Euro wurden eingenommen, insgesamt werden aber 650 Euro gebraucht, 500 Euro für die Kaution und weitere 150 Euro für eine halbe (!) Ladenmiete. Dafür reicht es nun nicht. Dumm gelaufen also. Aber was wäre eine "Reality Soap" ohne Happy End?

Wilfried bewirbt sich nun erstmal für die Weiterbildungsmaßnahme, dabei führen sich die Fesselmanns die ganze Zeit auf, als gehe es bei dieser Bewerbung um einen Job und nicht nur um eine Quali. Bei der Weiterbildung handelt es sich um eine SAP Schulung in einer Übungsfirma sowie ein Bewerbungstraining. Raimund Niedballa, der Mann vom Amt, erklärt, dass die Vermittlungsquote im Anschluss an solche Schulungen bei etwa 70 bis 80% liege.

Nachdem Vati Fesselmann dergestalt sein Glück gemacht hat, werden die Verhandlungen mit dem Makler in Angriff genommen. Man hat Bedenken, weil man nicht sofort in den Vertrag eintreten kann, denn Mutti Fesselmann muss ja demnächst erstmal mit Felix in die Reha. Der Makler erweist sich als zugänglich. Ab September kann Marion den Laden eröffnen.

Irgendwas war immer, klagt Wilfried, - zuviele Kinder, Panik beim Autofahren. Aber jetzt wird alles gut und Wilfried fährt - "weil der Tag so schön war" - sogar das Auto selbst.

"Da wird einiges noch passieren in der Zukunft!"

We are Family. - Eingestellt bei my video im April 2008, Zeitpunkt des Drehs nicht bekannt, Erstausstrahlung am 18.April 2007 um 14 Uhr


Auch sat1 Frühstücksfernsehen berichtete eine Woche lang, wie Familie Fesselmann den "Ausstieg aus Hartz IV" in Angriff nimmt.
Diese Woche begleiten wir eine fünfköpfige Familie aus Essen, die mit einer eigenen Geschäftsidee endlich weg von Hartz-IV will. Marion und Wilfried Fesselmann sind beide arbeitslos. Mit einem mobilen Malservice wollen sie endlich wieder auf eigenen Beinen stehen. Ob aus einem kreativen Hobby wirklich ein erfolgreiches Geschäft wird, zeigen wir diese Woche. Ein steiniger Weg mit vielen Rückschlägen."

Montag
Wilfried Fesselmann (39) (Laut Einblendung heißen die Fesselmanns hier Kesselmann(?)) aus Essen ist seit 8 Jahren arbeitslos und hat vorher etwa 10.500 DM im Monat als Filmtheaterleiter verdient, obendrein verfügte er über einen Firmenwagen. Jetzt muss die Familie mit 700 Euro ALG2 auskommen. Der Familienvater bessert die Haushaltskasse auf, indem er Gerümpel vom Sperrmüll aufpeppt, repariert und weitervertickt. Ob er diese Einkünfte auch dem Amt meldet? Frau Marion will sich mit einem mobilen Malservice selbständig machen. Dazu brauchen die Fesselmanns 1000 Euro Startkapital.


Dienstag
Besuch bei einer Bank. Die Bank gibt nichts. "Aber davon lassen wa uns halt nicht unterkriegen." Die Fesselmans nehmen eine von der Arbeitsagentur angebotene Gründungsberatung in Anspruch. Herr Hahn, der Gründungsberater stellt fest: "Viele Gläubiger und noch mehr Schulden." Insgesamt erhalten die Fesselmanns 2.100 Euro ALG2, von denen sie eine (Teil-)Schuld in Höhe von 4000 Euro in Raten zu tilgen versuchen. Daneben haben sie aber weitere Schulden in Höhe von 71.000 Euro angehäuft, die derzeit ruhen. Der Finanzberater empfiehlt die Privatinsolvenz zu beantragen. Mutter Fesselmann lässt sich ihr Vorhaben aber nicht ausreden. Jetzt soll zunächst die Resonanz auf Marions Geschäftsidee gecheckt werden.

Mittwoch
Marion (42) war vorher Verkäuferin und und Wilfried ist gelernter Buchhalter. Für 70 Euro werden im Copy-Shop bunte Flyer hergestellt, dann geht es ans Klinkenputzen. In der Eisdiele kommen Marions Werke nicht an, im nächsten Laden sieht man auch keinen Bedarf für Marions malerische Verschönerungen. Erste Hoffnungen weckt indes der Besuch in einem Billard-Cafe, das nur scheinbar gleich um die Ecke liegt und zu dem Marion statt der Flyer einen Satz Schablonen angeschleppt hat: "dann würd ich sagen, sie machen mir ne Skizze." Der erste Auftrag scheint so gut wie sicher. Und damit die 600 Euro Honorar später nicht mit Hartz IV verrechnet werden, gehen die Fesselmanns in eine Verbraucherinsolvenz. (???)

Donnerstag
Es muss Platz fuer Muttis Aktivitäten geschaffen werden, das gibt erstmal Stress. Die Terrasse wird zur Malwerkstatt umgewidmet. Der Materialeinkauf im Baumarkt schlägt mit 25 Euro zu Buche. Die gibt das Budget nicht wirklich her, deshalb werden die Kinder für einen Monat auf die Hälfte ihres Taschengeldes verzichten müssen (8 statt 16 Euro). Wenn dann der erst einmal Rubel rollt, soll das wieder ausgeglichen werden. Alle machen mit.

Freitag
"Nach 8 Jahren Arbeitslosigkeit wird das erste Mal wieder richtig gearbeitet." Für den ersten Auftrag gibt es 600 Euro, die Fesselmanns rechnen mit 5 - 6 Aufträgen monatlich, die nötig wären um von Hartz IV wegzukommen. Wilfried hat auf über 100 Bewerbungen trotz Computerweiterbildung nur Absagen bekommen. Drei menschliche Silhouetten werden an die Wand des Billard-Cafes gepinselt. Die Auftraggeberin ist vom Engagement der Feselmanns beeindruckt und stellt einen Folgeauftrag in Aussicht.

Ente gut alles gut.

Wer nun etwa meint, damit sei alles über die medialen Aktivitäten der Familie Fesselmann kundgegeben, darf sich getäuscht sehen. Zu diesen beiden hier vorgestellten Machwerken in epischer Breite gesellen sich noch zahlreiche weitere Kleinauftritte, die Frau Marion höchstselbst im Netz dokumentiert hat hatte.

Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei sicherlich der Kurzauftritt von Marion in einem RTL Bericht über bräunungssüchtige Solarienbesucher, in dem sie als "fünffache Mutter" vorgestellt wird oder auch die Berichte von WDR und RTL über "Essens ersten privaten Kindergarten", das "Kinderland Entenhausen". RTL präsentiert uns Wilfried Fesselmann hier als "Kinderlandleiter".

Wie ich soeben festgestellt habe, sind die Fesselmannschen Video-Accounts im Laufe des Tages offenbar deaktiviert und alle Videos aus dem Netz genommen worden. Der Widersprüche enthüllten sie wohl doch zu viel. Ganz gelungen ist dieser Rückzug bislang freilich noch nicht. Zumindest bis auf weiteres lassen sich die meisten der (insgesamt circa 50) Clips hier weiterhin ansehen. Die Links im Text habe ich entsprechend angepasst und hoffe, dass sie noch ein Weilchen funktionieren werden.

Nach wie vor besucht werden kann auch die Homepage der Fesselmanns, auf der die zahlreichen medialen Aktivitäten der Familie sich (noch?) in unbewegten Bildern dokumentiert finden und man unter anderem erfährt, dass der gute Wilfried inzwischen unter Schriftsteller gegangen ist und nun die Welt auch noch mit einem Buch beglücken möchte, das den Titel "Besser leben mit Hartz IV" trägt und das im eingangs zitierten BILD-Artikel erstaunlicherweise nicht mit einem Wort erwähnt wird.

Nachtrag
(28.04.2009, ca.23:05h)

Das ging ja fix. Inzwischen sind die Clips der Familie Fesselmann auch via truveo.de nicht länger bestaunbar. "Fesselmann live" gibt es somit nur noch beim sat1-Frühstücksfernsehen.

Nachtrag zum Nachtrag (29.04.2009, ca 12:20h) Nun funktionieren die truveo-links offenbar doch wieder.

8 Kommentare:

Geheimrätin,  28. April 2009 um 20:43  

wow, vielen Dank Mr. Beathacker für diese aufschlussreiche Zusammenstellung...werden diese Hartz IV TV familiys eigentlich vom jobcenter an die diversen Sender vermittelt? Ich meine mich erinnern zu können, irgendwo gehört zu haben, dass die Sender dort anfragen. werde da mal recherchieren...bewerben werde ich mich allerdings nicht, bzw. nur wenn life gesendet wird ;-)

kleine zugabe aus dem echten leben: Ich lernte eine Hartz Iv Kollegin kennen die sich zur Tagesmutter qualifizieren lässt. Der Qualifizierungskurs kostet so ca. 168,- € und wird nicht vom job center finanziert sondern muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Stattdessen freute sich die Kollegin aber über alle maßen, (echt wahr!) ein 1 oder 2- wöchiges (weiss nimmer genau) Coaching verschrieben bekommen zu haben, für Hartzis die sich selbstständig machen wollen. Kosten des Coachings: 3000,-€ Ob es ihr weiterhelfen wird werden wir sehen, der Coach jedenfalls dürfte sich freuen über die nette subventionierung! (Ob der wohl auch aus dem Hause Berger/Mc Kinsey kommst?)

Anonym,  29. April 2009 um 11:07  

Hier gibt es das Video "an manchen Tagen haben wir gar kein Geld mehr übrig" (etwa bei Minute acht) noch:

http://uploaded.to/file/9pts5y

Nicht daß es noch in Vergessenheit gerät.

Anonym,  30. April 2009 um 11:18  

Die TV-Karriere reicht sehr viel weiter zurück. Frau Fesselmann trat bereits (1991?) bei "Verstehen Sie Spaß" auf, als die Sendung noch von Harald Schmidt moderiert wurde. Damals hieß sie allerdings noch Stendel.

Anonym,  1. Mai 2009 um 04:03  

Du wirfst Wilfried vor, wegen der Agoraphobie schlecht recherchiert zu haben. Doch diesen Vorwurf muss ich an dich zurückgeben. Hier ein Link, der das Thema etwas ausführlicher erklärt http://www.panik-attacken.de/index.php?option=com_content&task=view&id=48&Itemid=36
Mir geht es nämlich als Agoraphobiker ebenso wie Wilfried. Vielleicht ist diese Aussage von ihm das einzig echte an dieser kuriosen Hartz-Darsteller-Familie.

Anonym,  1. Mai 2009 um 15:55  

Hallo, Freunde!

Ich habe schon den Eindruck, dass Familie Fesselmann „echt“ ist und tatsächlich von Hartz IV lebt. Insofern widerstrebt es mir, in dieselbe Kerbe zu hauen und „Ihh! Pfui! Verräter!“ zu schreien.

Was ich wirklich schlimm finde, ist nämlich etwas ganz anderes: All diese kleinen Tipps und Tricks nach dem Motto „Man muss sich nur zu helfen wissen“, mit denen Fesselmanns so wacker – und, wie ich finde, im Grunde durchaus vorbildlich – ihr jämmerliches Hartzeinkommen aufbessern, also beispielsweise Pfandflaschen für andere Leute einlösen, im Sperrmüll nach Brauchbarem stöbern und das dann auf dem Flohmarkt verkaufen, für FreundInnen gegen eine kleine finanzielle Anerkennung „kreative“ Sachen herstellen und dergleichen mehr: Das alles – ganz zu schweigen von den möglicherweise kassierten Honoraren diverser Fernsehsender – müsste diese Familie ja von Rechts wegen umgehend der Arge melden und sich aufs Hartz-Einkommen anrechnen lassen. (Übrigens hat mir erst kürzlich jemand erklärt, Sachen vom Sperrmüll zu nehmen sei Diebstahl: In dem Moment, wo das Zeug an der Straße steht, gehöre es nämlich der Stadt bzw. dem Müllunternehmen…!).

Gerade die Einstellung „Nicht jammern, sondern handeln“ ist ja bei „Hartzern“ amtlicherseits strikt unerwünscht! Stattdessen würgt man unter dem Deckmäntelchen der Subsidiarität jede Eigeninitiative ab (und sei es Betteln – siehe der hier kürzlich diskutierte Fall in Göttingen), indem man den Ärmsten der Armen das damit eingenommene Geld prompt vom Regelsatz abzieht.

Insofern gehört Familie Fesselmann genauso zu den von BILD und Konsorten übereifrig bekämpften Sozialbetrügern wie jener Schwarzarbeiter, der wie ein Sack Sülze mit seinen 5 Handys angab (oder wie war das noch? Als Nicht-BILD-Leserin kenne ich diese Fälle nur aus zweiter oder dritter Hand, nämlich diversen Blogs).

Dass Wilfried, Marion und ihre drei Kinder nicht genauso an den Pranger gestellt, sondern, ganz im Gegenteil, von denselben Medien zu Vorbildern hochgejubelt werden, liegt sicher auch an ihrer kulleräugigen Naivität, die zumindest auf mich sehr rührend und sympathisch wirkt. Ich denke, die unterschiedlichen Angaben zu Berufen, Alter und sonstigem, die die detektivisch Begabten hier recherchiert haben, sind legitime, wenn auch nicht besonders gelungene Versuche, sie zu ihrem eigenen Schutz etwas zu anonymisieren.

Dass ihre bisherigen Unternehmungen – aller Vorab-Gratiswerbung via TV zum Trotz – offenbar fehlgeschlagen sind und ihnen nichts als Schulden eingebracht haben, sehe ich nicht als Grund zur Schadenfreude. Und was das „Schulden abbauen“ unter Hartz-Bezug angeht – in einem einschlägigen Forum fand ich (sinngemäß) den bedenkenswerten Satz: Wer Schulden hat, die das 72-fache seines pfändbaren Monatseinkommens übersteigen, und dennoch keine Verbraucherinsolvenz anstrebt (bei der er nach 6 Jahren Wohlverhalten schuldenfrei wäre), ist selber schuld. (Allerdings, das gilt nicht für Hausbesitzer – leider!). Insofern kann ich mir vorstellen, dass Fesselmanns Gläubiger zähneknirschend einem Vergleich zugestimmt haben, denn andernfalls hätte ihnen ja die sogenannte „Null-Lösung“ (Privatinsolvenz ohne jede Rückzahlung) gedroht…

In diesem Sinne mit solidarischen Grüßen!

Saby

Anonym,  1. Mai 2009 um 17:47  

Was willst du gegen eine gleichgeschaltete Presse ausrichten?

http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/rhein-ruhr/2009/5/1/news-118512487/detail.html#comments

Viel interessanter ist die Frage, was hilft wirklich die Massenarbeitslosigkeit zu überwinden?

Die Lohnpolitik muss als gescheitert gelten.

Palunske,  25. Juli 2009 um 14:27  

Ich finde das Gejammer über angeblich vieeeeeel zu niedrige Hartz 4 Sätze lächerlich. Die die immer wimmern, sollen mir erst mal ihr Haushaltsbuch zeigen!

Es gibt für die Jammerlappen 3 unangenehme Wahrheiten:

1. Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil.
2. Wer kochen kann, ist klar im Vorteil.
3. Wer auf übermäßigen Alkohol und Zigarettenkonsum verzichten kann, ist klar im Vorteil.

Wer natürlich glaubt, er müsste sich von Fertigprodukten ernähren, ausserhalb der Saison Ananas und Mango fressen, täglich ne Schachtel Filterkippen qualmen, ne Flasche Schnaps am Tag saufen und das alles bei Karstadt in der Feinkostabteilung einkaufen, der hat ein selbstgemachtes Problem.

Und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich lebe auf den Cent genau vom Hartz 4 Satz und es bleiben sogar ein paar Euro Rücklage übrig, falls die Waschmaschine mal die Hufe hochreißt.

Anonym,  3. Juli 2013 um 13:17  

Hi, dieser Fesselmann hat mir über Ebay etwas verkauft und nicht geliefert. Da sieht man mal wo das Geld zum Aufbessern kommt

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