Dienstag, 9. Dezember 2008

Klaus Baum zitiert heute:

Ad sinistram zitiert heute Michel Friedmann ...

… der ja bekanntermaßen ein Anwalt der kleinen Leute ist.

“Ein Staat, der den Menschen fast fünfzig Prozent ihres Arbeitseinkommens nimmt, darf sich nicht wundern, wenn die Menschen glauben, sie könnten sich rächen, indem sie kleine Steuerhinterziehungen betreiben!”

Mir hat an diesem Zitat besonders die schnucklige Formulierung kleine Steuerhinterziehungen gefallen. Sie trifft exakt auf den lieben Klaus Zumwinkel zu.

(Foto: http://de.wikipedia.org/wiki)




PS.: Herr Friedmann, wer auf Steuerkarte arbeitet, wie soll der Steuern hinterziehen? Und: Werfen Sie mal einen Blick auf die BAT-Tabelle im Internet und geben Sie die dort angegebenen Gehälter in eine Steuerberechnungs-Tabelle ein. [...] 50% Steuern und kleine Steuerhinterziehungen passen nicht so recht zusammen. Sie Schwätzer! [...]

Quelle: Notizen aus der Unterwelt.



Ich möchte das nun noch ein wenig zuspitzen:




Zunächst: eine Lanze für Friedmann:

Friedmann hat ja nicht explizit von Einkommensteuern gesprochen, als er von wegnehmen sprach und hat bei diesem Satz womöglich auch Sozialabgaben und MWSt. mitgedacht und dann haut das mit den 50% Abgaben ja evtl. auch für "Geringverdiener" halbwegs hin.

Man wird allerdings fragen dürfen, ob man von Sozialabgaben mit Fug und Recht wird behaupten können, dass dieses Geld einem vom Staat weggenommen werde. Wenn dem so wäre, dann bliebe zu konstatieren, dass alle Versicherungsunternehmen nichts anderes machen, als den Leuten Geld wegzunehmen. Die implizite Gleichsetzung vollkommen verschiedener Ab- bzw. Ausgaben wäre also das Eine.

Das andere wäre, dass hier mal wieder "der Staat" als der große Räuber hingestellt wird, und die vielen kleinen(?) Räubereien unter den Tisch fallen.

Ich habe es an anderer Stelle schon einmal geäußert: ehe der Staat dem "Normalverdiener" in die Tasche greifen kann, haben sich dort schon andere bedient.

Sofern man nicht selbständig ist oder als Rentier sein Dasein fristet, arbeitet man immer schon mindestens für zwei andere, ehe man selbst als Dritter auch nur einen Cent erhält:

1. für seinen "Arbeitgeber", der einen nur beschäftigt, wenn er aus der Arbeit des "Arbeitnehmers" einen Gewinn abzweigen kann. Der Gewinn ist kein "Unternehmerlohn", sondern ein Aneignungsrecht, basierend auf ökonomischer Überlegenheit. Ein Gewinn ist nicht die Frucht eigener Arbeit, sondern eher eine Art Tribut, der wirtschaftlicher Macht eben zu zollen ist. Einen "Lohn" kann sich der Unternehmer ganz unabhängig vom Gewinn obendrein noch zumessen, indem er z.B. als (bezahlter) Geschäftsführer seiner Firma agiert.

2. für den Staat (d.h. für alle die diesen Staat bilden, sich selbst also eingeschlossen) indem er Lohn- oder Einkommenssteuern abführt und dann erst

3. für sich selbst (allein).

Damit ist der Kreislauf aber noch nicht geschlossen, denn der Normalverdiener darf sein Geld auch für mindestens Drei verprassen:

1. für Produkte und Dienstleistungen; also für die Kosten und Gewinne "der Wirtschaft" und damit für die Produkte seiner (abstrakt) eigenen Arbeit,

2. für den Staat (indirekte Steuern) und

3. für sich selbst: um sich weiter funktionsfähig und den Kreis am laufen zu halten. Dieser Punkt ist aber eigentlich mit Punkt 1 dieser Sektion identisch, nur aus anderer Perspektive betrachtet. Und das Gleiche gilt für Punkt 2: auch den Staatshaushalt durchläuft läuft das Geld nur, um am Ende in der Wirtschaft zu landen, wo es natürlich nicht wirklich "endet, sondern in operativer Funktion wieder in den Kreislauf eingespeist wird, woanders wäre es auch vollkommen wertlos.

Den Staat darf der Normalverdiener dabei gleich mehrfach bedienen, denn die Steuern die sein Arbeitgeber von seinem Einkommen, bestehend aus Unternehmerlohn plus Gewinn(!) abzuführen hat, muss ja zumindest teilweise auch jeder einzelne Arbeitnehmer erstmal (mit-)erwirtschaftet haben. Dabei ist der Staat selbst aber nicht der "Begünstigte", sondern fungiert als zentrale Umverteilerinstitution, die in letzter Konsequenz dafür sorgt, dass laufend "Gewinn" gemacht werden kann. Die Auseinandersetzungen zwischen "der Wirtschaft" und "dem Staat" sind mehrheitlich bloße Scheingefechte zwischen zwei "natürlichen Verbündeten".


So oder so ähnlich.


Ein weiteres gutes Beispiel für die nur scheinbar divergierenden Interessen von "Staat" und "Wirtschaft": Die Staatsverschuldung.

Vgl. auch: Wege aus der Krise



2 Kommentare:

MelLou 10. Dezember 2008 um 13:26  

Ach, den Friedmann muss man nicht weiter beachten. Was er zu sagen hat, interessiert doch nicht mal seine eigene Partei mehr.

Mowitz 4. Januar 2009 um 12:24  

Klar das Neoliberale, wie Friedmann, den Staat als Räuber hinstellen und so tun, als seien Sozialabgaben weniger vom "Bretto". Das mag für Friedmann gelten, nicht aber für die
überwiegende Mehrzahl der Menschen. Sozialabgaben sind Teil des Lohnes, nicht "Lohnnebenkosten", der bei veränderten Lebensbedingungen, Rente, Krankheit etc. in Anspruch genommen wird. Die sogenannte Senkung der "Lohnnebenkosten" war ein phantastischer Profit für die Arbeitsgeber und eine gigantische Lohnsenkung für abhängig Beschäftigte durch die Hintertür. "Kostensenkung" hört sich gleich viel besser an als Lohnsenkung. Das mehr an "Nutto" wird u.a. mit sehr viel geringeren Renten wieder zurückgeholt.

Dennoch werden Wahlkämpfe mit "mehr Nutto vom Bretto" gewonnen.

www.flickr.com


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